Wenn in Italien Streiks verlegt werden, dann muss es ernst sein. Seit dem Wochenende hat der Ausbruch des Coronavirus den Norden des Landes im Griff. Das hat nicht zuletzt für den religiösen Alltag des katholischen Landes Konsequenzen. Das Erzbistum Mailand hat alle religiösen Dienste ausgesetzt. Dasselbe gilt für das Patriarchat Venedig. Das bedeutet: keine Messen, keine Taufen, keine Firmungen. Die Kirchen sind für die einzelnen Gläubigen offen, mancherorts sollen die Leute nur gestaffelt eintreten. Aschermittwochsmessen wurden über Youtube übertragen. Francesco Moraglia, der Patriarch von Venedig, appellierte an die Verantwortung der einzelnen Bürger und bat darum, nicht in Panik zu verfallen.
Vorneweg sei gesagt: die Kirche in Italien kann sich kaum gegen Verordnungen der Regionalregierung wehren. Schulen, Museen, Theater und Universitäten wurden geschlossen. Die Causa unterstreicht jedoch einen bemerkenswerten Mentalitätswandel. Denn die Reaktion auf das Virus ist eine rein weltliche, die Statistiken, Verordnungen und Risiken abwägt. Die spirituelle Dimension hat bisher kein Kleriker angefasst. Die Kirche des Mittelalters und der Frühen Neuzeit hätte anders gehandelt: Die hätte die Krise umarmt, statt sie zu meiden.