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Begnügt sich der neue Mann im Weißen Haus mit der trump’schen Bewahrung des Status quo? Oder führt Biden die interventionistische Politik der Prä-Trump-Ära fort, welche die Integrität von autoritären, aber stabilen Nationalstaaten erschüttert hat, die ein Mindestmaß an Wohlstand und Sicherheit für ihre Minderheiten gewährten? Von der Zerstörung der nahöstlichen Ordnung haben die anti-staatlichen, tribalen und religiösen Kräfte profitiert, namentlich der Iran, der eine Brücke von der libanesischen Küste bis nach Teheran aufbauen konnte.
Dass die Bekehrung zur christlichen Demokratie, die wie Ungarn das Leid der orientalischen Christenheit anprangert, unter dem Katholiken Biden ausbleiben wird, zeigt sich an der Besetzung des Außenministeriums. Der „Falke“ Antony Blinken hat den Einmarsch in den Irak, die Intervention in Libyen und die Bewaffnung syrischer Rebellen unterstützt. Die Eliten haben eine Rechnung mit Assad offen, den einzigen Machthaber, den die Amerikaner bisher nicht stürzen konnten. Es sei Verrat an den Idealen der Rebellen, die sich gegen ihn aufgelehnt hätten, würde man sich mit der Situation arrangieren. Es sind Ideale, die geopolitische Ziele verhüllen, und derentwegen das orientalische Christentum vor der Ausrottung steht. Die Sanktionsfrage ist nur ein Fragment der Nagelprobe namens Syrien. Dass der Demokrat Biden den Irak-Krieg einer nicht-republikanischen Öffentlichkeit bereits 2003 schmackhaft machte, lässt wenig Hoffnung für den leidgeplagten Orient zu.