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Die Kleinstadt Codogno mit 16.000 Einwohnern gilt mittlerweile als „italienisches Wuhan“. Die Straßen sind dort leergefegt wie man es aus der chinesischen Berichterstattung kennt. Ein Mann aus dem ebenfalls abgeriegelten Casalpusterlengo beschreibt das gegenüber der Tageszeitung Repubblica so: „Es scheint, als wären wir im Krieg. Wir sind blockiert, die Geschäfte sind zu, nur die Supermärkte haben offen. Wir treten gestaffelt ein, Fleisch gibt es keines mehr. Die Leute haben Angst.“ Im Krankenhaus von Codogno sagte ein Apotheker, daß die Lage weitaus schlimmer sei als von Regierung und Medien dargestellt. Das venetische Vo‘, ein Ort von 3.300 Einwohnern am Fuße der Euganeischen Hügel, liegt 150 Kilometer entfernt und wurde ebenfalls unter Quarantäne gestellt.
Neben der Lombardei und Venetien werden Fälle aus der Emilia-Romagna, dem Piemont, dem Trentino und der Hauptstadtregion Latium gemeldet. Es sind die wirtschaftlich und demographisch bedeutendsten Teile des Landes. Mailändische Modemarken sagen ihre Veranstaltungen ab. Giorgio Armani schließt sämtliche Produktionsstätten in den betroffenen Regionen für eine Woche. Italdesign Giugiaro, das zur Audi AG gehört, hat wegen eines Corona-Falls seine Werke und Firmenzentrale geschlossen.
Die großen Konzerne versuchen die Zeit mit „smart working“, heißt Videokonferenzen und Homeoffice zu überbrücken. Die italienische Volkswirtschaft büßt deswegen bereits Millionen Euro pro Tag ein. Der Ausfall wegen stornierter Übernachtungen und dem Einbruch im Tourismus sind noch nicht einberechnet. Der Direktor der Banca d’Italia, Ignazio Visco, sagt, daß das Coronavirus mehr als 0,2 Prozent des BIP betreffen könnte. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni warnte davor, daß COVID-19 ein „großes Risiko“ für die Weltwirtschaft sein könne. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang forderte angesichts der Lage die Bundesregierung zu einem „koordinierten wirtschaftspolitischen Vorgehen“ auf.
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