„Einrichtungen wie das ZdK folgen getreu dem brandt’schen Motto: „Mehr Demokratie wagen“. Das ist nicht ohne Ironie angesichts des Proporzes, der eine lupenreine Funktionärsmentalität zeigt. Die direkt gewählten Kandidaten aus den Diözesen sind gegenüber den Organisationsvertretern und den „Hinzugewählten“ in der Minorität.
Das mindert nicht die Funktion des ZdK, das öffentlichkeitswirksam auftritt und bei progressiven Projekten in vorderster Reihe steht. Abschaffung des Zölibats, Frauenweihe und mehr Unabhängigkeit von Rom sind das Ziel. Daß es seit 500 Jahren bereits ein anderes deutsches Projekt mit dieser Zielvorstellung gibt, ist bisher nicht zu den Verantwortlichen gedrungen.
Dabei ist Jesus kein Präsident, sondern ein König. Die Wahl seiner Jünger erfolgte nicht per Abstimmung, sondern per Berufung. Die apostolische Nachfolge der Bischöfe ist daher im katholischen Glaubensverständnis eine streng hierarchische Angelegenheit. Das mag man antidemokratisch, autoritär oder patriarchalisch empfinden. Die Katholische Kirche ist nur Botin: Sie hat kein Recht, die unerklärlichen Anweisungen von oben per basisdemokratischen Volksentscheid zu ändern. Zentralkomitee, synodaler Weg und Lebenswirklichkeit hin oder her. Der Chef hat seine Wünsche mitgeteilt.
Solche Positionen, die im Grunde nur den Katechismus der Una Sancta widergeben, gelten im deutschsprachigen Raum mittlerweile als „ultrakonservativ“. Wer sie äußert, gehört zu den „schlechten Laien“. Das Vertrauen auf ewige Werte gilt nicht nur im säkular-konservativen Raum mittlerweile als anrüchig. Ähnlich wie in der Politik alle althergebrachten Werte in einer rechten Ecke verortet werden, geschieht ähnliches in der Kirche. Die Causa um den Schatzmeister der Jungen Alternative im Pfarrgemeinderat von Potsdam ist daher ein Paradebeispiel des liberalen Geistes, der hierzulande weht. „Liberal“, das bedeutet in der katholischen Welt dasselbe wie „liberal“ in den USA.
Es gibt keinen einzigen AfD-Funktionär im ZdK. Die Meinung dort ist klar. Die AfD ist rechtsradikal, keine Alternative, auf dem Katholikentag darf kein AfD-Vertreter sprechen. Daß der JF-Redakteur Christian Rudolf in ähnlicher Weise bei der Wahl zum Pfarrgemeinderat gemobbt wurde, entspricht dem guten Ton in jenen Kreisen, wo Ideologie längst wichtiger geworden ist als der Glaube an Jesus Christus, der Nationen, Geschlechter, Politik und Geschmäcker überwindet.“