Boris Johnson: Cäsar oder Clown

22. Dezember 2019
Kategorie: Antike | Die Tagespost | Europa | Freiheit | Historisches | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Ironie | Machiavelli | Medien | Philosophisches | Regionalismus

„Der britische Konservatismus, der anders als die kontinentale Spielart niemals im französisch-nationalen Kategorien dachte, sondern stets in einer evolutionär-parlamentären Form, zeichnet außerdem ein sehr lockeres Verhältnis zu Religion, Volk und Kultur aus. Dass Johnson von Hause Altphilologe ist, wird oftmals von einer irritierenden Überbetonung seiner exzentrischen Persönlichkeit verdeckt. Seine Vergangenheit beim „Telegraph“ und seine Bücher – ob nun über das Römische Imperium oder Winston Churchill – spielen so gut wie keine Rolle in der Analyse. Sie ergeben jedoch das Bild eines Mannes, der von Thukydides statt vom Klimawandel fasziniert ist, und eher mit Perikles denn mit supranationalen Institutionen liebäugelt. Mit althistorischem Blick dürfte Johnson längst erkannt haben, dass wir in der Endphase unserer politischen Systeme leben. Statt darüber zu trauern, spielt er den Cäsar.

Seiner Faszination für die antike Welt dürfte auch der Umstand geschuldet sein, dass Äußerungen zum Beitrag des Christentums so gut wie gar nicht vorkommen. Damit ergibt sich das Bild eines Kosmopoliten, der pragmatisch die Mittel seiner Herrschaft von heute auf morgen austauscht, um sich der Popularität des Volkes sicher zu sein, während ihm das Korsett eines christlichen Abendlandes nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell zu eng ist. Es war Johnson, der die Olympischen Spiele als Bürgermeister nach London geholt hat. Wie bei Trump ist die Weltstadt seine Heimat, während er im Wahlkampf Bergleute und Stahlarbeiter anspricht.“

Bei der Tagespost steht der gesamte Artikel.

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