Italien hat ein Vulkanproblem

31. Dezember 2018
Kategorie: Alltägliche Gedankenstreifzüge | Ironie | Italianità und Deutschtum | Medien

Catania. Nach den Vulkanausbrüchen des Ätna und des Stromboli hat die EU das Verhalten Italiens gerügt. Ein neuerliches Strafverfahren steht im Raum. Kritik kommt dabei vor allem aus Deutschland: Italien verstoße absichtlich gegen die von der UN gesetzten Klimaziele.

„Beim nächsten Tsunami sind wir schuld, weil wir nichts gegen den Vulkanwandel tun“, so der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Das nachlässige Verhalten Italiens bezüglich seiner Vulkane führte der Sozialdemokrat auf die rechtspopulistische Regierung zurück. „Unter dem sozialdemokratischen Partito Democratico ist der Ätna kein einziges Mal ausgebrochen.“

Auch das deutsche Außenministerium verwies auf die Verantwortung Roms seit dem Koalitionswechsel. „Ich bin in die Politik wegen des Ätna gegangen“, so Außenminister Heiko Maas. „Jetzt fällt der Sizilienurlaub flach. Mit Innenminister Salvini hat in Italien ein Klima der Angst Einzug gehalten, das die Vulkane natürlich jetzt für sich ausnutzen. Wir appellieren im Sinne der Widerstandskämpfer der Weißen Rose um die Geschwister Scholl an die italienische Regierung, sich von den Vulkanen zu distanzieren und ihnen ein Ende zu bereiten.“

Kanzlerin Angela Merkel monierte laut Regierungssprecher Steffen Seibert nicht nur das nachlässige Vulkanmanagement von Premierminister Giuseppe Conte, sondern auch, dass Italien nicht den Global Compact on Vulcanation unterschrieben habe. Bei der internationalen Konferenz von Reykjavik bekannte Merkel bei dessen Unterzeichnung öffentlich: „Es lohnt sich, für diesen Pakt zu kämpfen, durch den wir unseren Planeten besser machen können. Dem fühlt sich Deutschland verpflichtet.“ In einem stundenlangen Sermon über die Verbrechen der deutschen Vulkaneifel im Tertiär bis hin zum dramatischen Ausbruch des Vulkans vom Laacher See vor circa 13.000 Jahren hob Merkel die deutsche vulkanistische Schuld hervor. Deutschland trage daher heute Verantwortung, dass sich die Geschichte nicht wiederhole. Italien hatte zu der Konferenz keinen Vertreter geschickt.

Insbesondere die Grünen hoben hervor, dass Italien die von der UN angestrebten Klimaziele mit seiner leichtfertigen Vulkanpolitik nicht erreichen würde. Katrin Göring-Eckhardt stellte einen Vulkanausstieg bis zum Jahr 2024 in Aussicht. Nebeneffekte wie der massenweise in die Luft geschleuderte Feinstaub hätten letztes Jahr bereits 1.678.999 Vulkantote gefordert. Studien der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ließen gar keinen anderen Schluss zu.

Deren Geschäftsführer Jürgen Resch bemängelte die fehlenden Partikelfilter auf den Vulkankegeln und stellte eine Aufwertung von Vulkanen mit ökologisch-hochleistenden Technologien in Aussicht. Spekulationen, dass die DUH Millionenspenden von dubiosen, norwegischen Vulkanpartikelfilterherstellern erhalten haben könnte, gehörten laut Resch „ins Reich von Verschwörungstheoretikern“. Die DUH kündigte an, sich in den nächsten Jahren durch alle italienischen Gemeinden mit Vulkananschluss zu klagen. Sollten die Bürgermeister nicht aufrüsten, strebt die DUH umfangreiche Vulkanausbruchverbote an.

Die Reaktion der italienischen Regierung war dabei nur eine weitere Provokation, wie wir sie von den Populisten in ganz Europa kennen: Matteo Salvini aß ein Brötchen mit Nutella und trank dazu einen Kaffee.

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