Klerikale Triggerwarnung

Heute werden Sie schon gewarnt, wenn ein Bild in einer Kirche Sie verstören könnte – und sich natürlich bereits im Voraus entschuldigt.

Klerikale Triggerwarnung 2

(Vergrößerung hier).

Fundort: Berlin, Prenzlauer Berg. Herz-Jesu-Kirche.

2 Antworten

Pérégrinateur sagt:

16. September 2017 um 23:05 Uhr

Aus Denkmalschützerkreisen ist zu hören, dass einem dort bang ist, wenn ein junger Pfarrer an einer alte Kirche mit einer künstlerischen antijudaistischen Darstellung aus dem Mittelalter (Judensau o. Ä.) sein neues Amt antritt. Der Nachwuchs neigt offenbar zur Bilderstürmerei aus Mitbrüderlichkeit. Was umso absurder ist, als der gewöhnliche und vor der menschlichkeitskorrosiven Wirkung des Symbols zu bewahrende Kirchenbesucher doch ab origine gar nicht weiß, was er da eigentlich vor Augen bekommt; dergleichen ist ihm gewöhnlich so verständlich, wie es etwa eine Spolie aus einem Mithräum wäre. Aber die Damnatio memoriae und ähnliche Vergangenheitsbereinigungen erlauben anscheinend Tugendübungen, die leichter fallen als eine Kniebeuge bei den sportlichen; das muss man dann wohl mitnehmen.

Rüdiger Plantiko sagt:

17. September 2017 um 12:42 Uhr

Synagoga ist die Darstellung einer geistigen Wesenheit, nicht von konkreten Menschen, daher kann sie auch nicht „menschenfeindlich“ sein, und die Triggerwarnungen sind überflüssig. Besser wäre es, den Sinn dieser Darstellung zu erklären. Sie meint nicht konkrete Menschen, sondern den jüdischen Geist, der die Augen verschliesst vor den deutlichen Zeichen der Erfüllung der alten Prophetie durch die Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus. Der jüdische Geist versteift sich auf den Buchstaben, bezieht die Schrift nur auf das Schicksal des eigenen Volkes – was sicher *eine* ihrer Realitätsebenen ist. Der Christ sieht aber in der jüdischen Prophetie nicht nur den Buchstaben, sondern auch den Geist, der lebendig macht. Die Schrift ist ihm die Verheissung der endgültigen Erlösung für alle Menschen, die an ihn glauben – das Volk Gottes ist nach Golgatha nicht mehr Israel, sondern es sind alle Menschen, die an Christus als ihren Herrn glauben (ja, das ist die böse „replacement theology“). Nur in dieser Zielhaftigkeit ist das jüdische Volk und seine Heilige Schrift etwas Spezielles. In dem Sinne, dass sie den Schicksalsweg eines von Gott gewollten Volkes beschreibt, ist sie nicht speziell. Sie ist allein darin speziell, dass in diesem Volk sich die Inkarnation Gottes, der Einbruch des Gottmenschen in diese Welt ereignen sollte.

Es ist nicht einzusehen, wieso das „nach Auschwitz“ anders zu sehen ist als vorher.

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