Seit dem 4. Juli kein Beitrag – die längste Pause auf dieser Seite seit September 2015. Keine Sorge: Gerüchte über den Tod des Löwen sind freilich übertrieben. War ich in Italien schon internetlos, so stellte sich bei meiner Rückkehr heraus, dass auch der heimische Anschluss tot war. Dazu ein Abstecher in den bunten Hauptstadtmoloch der Toleranten und Vielfältigen, angereichert um einen skurrilen Kurzausflug nach Magdeburg. Die Rückkehr nach Deutschland war dieses Mal eine äußerst schwere – nach weniger als einer Woche sehnte ich mich wieder zurück an den See. Vielleicht war die direkte Konfrontation mit Berlin daran schuld; vielleicht wird Deutschland einfach nur noch unerträglicher. Entwischt der Frosch für zehn Tage aus dem langsam garenden Topf, so verkocht er sich direkt beim Sprung zurück ins heiße Wasser.
Es gäbe allerlei zu erzählen! Ein Anfang ist leicht gefunden, ist doch in der buntesten Republik aller Zeiten, deren Staatsführerin in meiner Abwesenheit gar zur „Weltkanzlerin“ aufstieg, allerlei geschehen. Am Tag der Abreise bereits peitschte der Bundestag gleich zwei historische Gesetze durch, welche in ihrer staatsideologischen Bereicherung ihresgleichen suchen; tags darauf der „Staatsakt“ für Helmut Kohl, gestaltet von seiner schärfsten Widersacherin. Die Frage bleibt, ob ein Nicht-Staat wie die EU überhaupt einen Staatsakt zelebrieren kann, oder ob an diesem Tag, in der Form des schöpferischen Todes des Orbán-Freundes Kohl – die zeitgenössischen Geschichtsbücher werden seiner in dieser Form mit Sicherheit gedenken, ähnlich wie Sieferle seine Wandlung vom anerkannten Historiker zum anerkannten Antisemiten vollführte – die EU qua Staatsakt sich selbst aus der Taufe hob. Überlassen wir es den Philosophen und Treppenwitzlern späterer Jahrhunderte! 1806 wurde das Alte Reich vom Kaiser ohne Vollmacht aufgelöst, hier feiert ein Staat ohne Existenz. Die Deutschen haben selten Sinn für Humor, aber oftmals fürs Kafkaeske.
Vielfältig und bereichernd auch die – wie man deutschen Gazetten entnehmen darf – grassierende Polizeigewalt in Hamburg. Oder die etwas eigenwillige Interpretation, der Europäische Gerichtshof hätte Merkels Grenzöffnung gutgeheißen. Nicht zuletzt der Umgang des SPIEGELs mit seiner eigenen Bestsellerliste.
Ja, es gäbe allerlei zu bereden, nachzuliefern; ich werde mir es nicht nehmen lassen, darauf mit Verspätung einzugehen. Der Grund, noch etwas mit der Wiederbelebung des Diarums abzuwarten, hängt auch mit dem Willen zusammen, hier wieder gewohnt täglich zu schreiben. Der Anfang ist getan; an Themen fehlt es nicht, womöglich erstickt gerade die Anzahl jener die Lust. Vor lauter Hurra-Rufen aus dem Lager der Schönen und Guten weiß man ab und an nicht mehr, ob man nicht lieber Exil-Vorbereitungen statt Diarieneinträge planen sollte. Einziger Trost bleibt, dass die Bundeswehr im Ernstfall nicht einmal mehr den Weg nach Polen fände.