Nachdem ein gewisser Herr Neger nicht mehr mit seinem Logo werben darf und die „Zehn kleinen Negerlein“ ebenso in Verruf geraten sind wie der „Negerkönig“ aus dem Taka-Tuka-Land, bleibt die Frage offen, inwiefern sich der Mohr einem ähnlichen Schicksal erwehren kann. Noch erfreut sich der venezianische Mohr großer Beliebtheit als Kerzenleuchter, wenn auch bereits der Kommandant Othello weithin in den Ruf eines unter Rassismus Leidenden gekommen ist; jüngere Kritiken aus dem Bereich der Gender Studies halten das natürlich bereits für längst überholt und kritisieren eher den misogynen Gehalt. Dass bei Sarotti aus dem Schokoladenmohr mit eindeutig dunkler Hautfarbe ein „Zauberer“ oder „Magier“ geworden ist, entging wachen Beobachtern der stark pigmentierten Szene freilich ebenso wenig wie die Revision mancher Gebäckspeise, die nun statt Mohrenkopf oder gar Negerkuss als „Schokokuss“ ihr offizielles Dasein gefunden hat. Der Mohr hat seine Arbeit getan, darf nun den eigenen Magen caressieren, statt nur noch als Namensgeber zu dienen.
In Italien lebt man natürlich noch hinterm Mond, was diese progressiven Tendenzen angeht. Sardinien führt Mohrenköpfe in ihrem Banner und Wappen – freilich nicht die Delikatesse, sondern vier Köpfe mit Stirnband in Erinnerung an die erfolgreiche Abwehr gegen die Sarazenen. In Venetien ist der empört-zynische Spruch „Hast du Mohren?“ bis heute geläufig, wenn jemand die Tür hinter sich offen stehen lässt – ein Relikt aus der Republik Venedig, als die höhere Schicht ihre „Moretti“ aus der Levante hatte, die als Diener diese lästige Aufgabe übernahmen.
Das ist aber noch nichts gegen die „Tre Moretti“, von denen gleich drei possierliche Exemplare sich unter einem Baum tummeln. Natürlich in ganz rassistischer Überzeichnung, wie ich hier in vorauseilendem Gehorsam betone. Südlich der Alpen gibt es also noch ganz dringenden Nachholbedarf, werte Damen und Herren, liebe Neger!
Und ja, ich weiß, dass es für diese Lübkeritze keinen Beleg gibt.