„Brandgefährliche“ Antikenvergleiche

27. Februar 2017
Kategorie: Antike | Europa | Freiheit | Historisches | Ironie | Machiavelli | Medien

Es kommt also so, wie es kommen musste. Nicht nur Tatbestände dürfen nicht mehr diskutiert werden, bereits die Theorie darüber gilt als verwerflich.

Die erste Frage, die sich mir stellte: sind Artikel aus der Huffington Post diesem Diarium angemessen? Schlagartig würde ich dies verneinen. Andererseits ist der Beitrag dadurch abgesichert, dass immerhin zwei Althistoriker, einer davon Professor an der Universität Exeter, ihn geschrieben haben. Stammleser dürften meine Affinität für David Engels bemerkt haben, der in seinem Buch „Auf dem Weg ins Imperium“ die Krisenepochen Europas im 1. vorchristlichen Jahrhundert und die des beginnenden 21. Jahrhunderts vergleicht. Grob zusammengefasst: die Symptome ähneln einander, und die Lösung wird vermutlich in einem autoritären, vielleicht faschistisch geführten europäischen Einheitsstaat enden – oder die Stabilität des Kontinents womöglich ganz kollabieren.

Ebenso weiß der eine oder andere, dass ich diese Deutung noch immer für deutlich zu optimistisch hielt. Ähnlich denkt Engels mittlerweile und glaubt an den kommenden Bürgerkrieg. Letzteres entzündete die Flamme derjenigen, die das natürlich nicht gutheißen können: hier, im schönsten und weltbesten Europa aller Zeiten, sollen die Lichter ausgehen? Ja, darf man das so sagen?

Darf man nicht, wie die Huffpost klar macht und titelt: „Hochaktuell und teils brandgefährlich: Was von Vergleichen zwischen der Antike und heute zu halten ist.“

Dazu gleich mehrere Punkte, bevor wir zum eigentlichen Text kommen.

Primo: Es spricht Bände, dass Engels Voraussagen jetzt en vogue sind. Das Buch ist mittlerweile drei Jahre (!) alt.* Aber darin liegt schon eine Crux des Titels: denn Engels hat das Buch eben nicht hinsichtlich Trump und Le Pen verfasst, nicht mit Blick auf den Brexit oder die Migrationskrise, sondern dazumal noch geprägt von der Euro- und Griechenlandkrise. Der Vergleich ist also gar nicht „hochaktuell“. Vielmehr zeigt sich, dass wir bereits seit bald zehn Jahren dieselbe Krise haben, die immer noch nicht gelöst ist. Engels seziert eine Krise Europas und der EU, die so offensichtlich ist, dass man sie besprechen muss.

Secundo: Mir obliegt es nicht, den werten Besuchern die Vorfreuden und spannenden Überraschungen zu nehmen, die dem Huffington’schen Traktat innewohnen, aber so viel sei verraten: natürlich werden Engels Thesen auseinander genommen. Tragikomisch bloß, dass Engels Arbeit nach drei Jahren wieder ausgegraben wird, eben weil sich die Prognosen viel schneller erfüllt haben, als es der Autor selbst für möglich hielt. Mutet es da nicht absurd an, zu behaupten, Vergleiche seien brandgefährlich? Oder gerade weil man nun auch auf der anderen Seite fürchtet, Engels könne auch mit dem Rest recht behalten, und das Volk unnötig nervös machen?

Tertio: Ein journalistischer Grundsatz lautet: was in der Schlagzeile steht, muss auch im Text stehen. Ich habe den Artikel nach „brandgefährlich“ und „gefährlich“ durchforstet. Nirgendwo werden diese Worte verwendet, außer bezüglich einer Welt, die „gefährlicher und instabiler“ wird. Es wird also nirgendwo wirklich klar, warum die Vergleiche „brandgefährlich“ sein sollen. „Falsch“ oder „irreführend“ sind ja etwas anderes als „brandgefährlich“. Bei „brandgefährlich“ ist der „Brandstifter“ nicht sehr weit, besonders der „geistige Brandstifter“. Das legt nahe, Engels sei der Wegbereiter irgendwelcher politischer Bewegungen oder treibe Wasser auf die Mühlen der Falschen. Ich vermute, dass die Schlagzeile so nicht von Morley oder Steinacher verwendet wurde, sondern der Klickheischerei der Huffelpuffel Post geschuldet ist.
Zumindest hoffe ich das im Sinne wissenschaftlicher Kollegialität.

Daher, Quarto: Wenn eines „hochaktuell“ und „brandgefährlich“ ist, dann sind es vor allem Leute, die alles für „brandgefährlich“ halten, was sich abseits des Einheitsbreis bewegt.

Quinto: Vergleiche mit der Antike hat es immer gegeben. Die Antike ist immer hochaktuell und wird immer wieder zum Vergleich mit der Gegenwart herangezogen – und das bereits seit dem Ende der Antike. Das ganze Werk des Hauspatrons dieses Diariums – des Unheiligen Niccolò von Florenz – fußt trotz Fehlern auf antiken Quellen und Vergleichen mit der Antike und Renaissance. Es führt so ziemlich die gesamte Gelehrsamkeit der Frühen Neuzeit ad absurdum, wenn man so tut, als sei das ein neues Phänomen, oder gar, man solle solche Vergleiche unterlassen. Ein ganz großer Teil unserer Literatur und Philosophie leitet sich nicht zuletzt daraus ab, weil Menschen der Aufstieg und Untergang Roms faszinierte – einhergehend mit politikwissenschaftlichen Versuchen, daraus Rezepte abzuleiten.

Kommen wir nun aber zum eigentlichen Artikel. Wir lesen in der Widerrede:

1. Die Gesellschaft hat sich gewandelt
Man kann die Gesellschaften von damals und heute nicht gleichsetzen, es gibt heute andere technische Möglichkeiten, die Bevölkerung ist gewachsen, es gibt andere Transportmöglichkeiten, moderne Medien und vieles mehr. Kurz: Viele Regeln und Begrenzungen, die für die Antike galten, gelten heute nicht mehr.

Das ist prinzipiell ein Punkt, den schon Guicciardini seinem Kollegen Machiavelli vorwarf: Niccolò, du kannst Rom und die heutige Welt nicht vergleichen. Ähnliches habe ich auch schon hier im Kommentariat gelesen, dass die Menschen sich eben gewandelt hätten. Ich wiederhole aber, was ich schon dazumal wiederholt habe: wenn wirklich alles so anders wäre, wie so oft behauptet, würden die Menschen nicht dauernd dieselben Fehler machen. Machiavelli hat trotz dieser offensichtlichen Unterschiede mit den Discorsi ein Buch geschrieben, dessen Lehrsätze bis heute als allgemeingültig akzeptiert gelten können. Diese Discorsi bauen nur aus Betrachtungen antiker Geschichte und deren Vergleiche mit der damaligen Gegenwart auf – Machiavelli tut also genau das, was Engels auch getan hat. Der Unterschied ist nur, dass Machiavelli allgemeingültige Rezepte zur Herrschaftsweise ableitet, indes Engels herauszulesen versucht, wie es mit Europa weitergehen könnte.

Setzen wir voraus, dass Machiavellis richtige Schlüsse nicht blanker Zufall waren, so scheint doch was dran zu sein, dass es einige Grundsätze gibt, die sich in der Geschichte wiederholen; gäbe es nämlich keine Wiederholungen – ob nun reimend, zyklisch, oder sonst wie geartet – wäre es seit Thukydides’ Zeiten sinnlos gewesen, überhaupt etwas aufzuschreiben, um Nachfolgegenerationen zu warnen und zu unterrichten, wissend, dass sich ähnliche Probleme wiederholen werden. Das ist übrigens auch der Sinn vieler mittelalterlicher Stadtchroniken.

Ich möchte damit nicht sagen, dass die Prämisse der beiden Autoren falsch ist; sie ist aber keine absolute Prämisse, sondern nur eine mögliche, die nun Engels Prämisse außer Kraft setzen würde. Die beiden Historiker machen ihre Ausgangsbasis damit klar, sie ist aber nicht qualitativ besser oder überzeugender.

2. Die Vergangenheit ist immer Interpretationssache
Die Vorstellungen von der Vergangenheit sind von der jeweiligen Gegenwart abhängig. Folgende Beispiele zeigen das:
Während der Aufklärung im 18. Jahrhundert erblickte man im Römischen Reich Rationalität, Recht und ein gerechtes, stabiles politisches System. Im 19. Jahrhundert diente dann Rom als Rechtfertigung für Eroberungen, koloniale Herrschaft und kulturelle Überlegenheit. Die totalitären Regime des vergangenen Jahrhunderts wiederum fanden Bilder von Stärke und Ordnung, sie orientierten sich für ihre Propagandabauten an römischer Architektur.

Diesen Punkt würde auch ich unterschreiben, aber unter einer Einschränkung: auch wir, die Historiker des 21. Jahrhunderts, können uns davon nicht frei machen. Das gilt für Engels, wie auch für Morley und Steinacher. Lesen wir dazu doch das Plädoyer am Ende:

Wir können aus der römischen Geschichte lernen, wenn wir bedachtsam vorgehen. Ein Vergleich zwischen Einst und Jetzt ist aber nur dann produktiv, wenn er ebenso auf Unterschiede wie auf Gemeinsamkeiten achtet, um uns dabei zu helfen, die Eigentümlichkeiten unserer eigenen Situation besser zu begreifen.
Das römische Modell der Staatsbürgerschaft und das Nebeneinander verschiedener Sprachen und Kulturen wären solche Möglichkeiten zum Vergleich; die enormen Besitzunterschiede zwischen einer kleinen Gruppe der Elite und dem Rest der Bevölkerung und die dadurch bedingten Spannungen ebenso.

Die Autoren sind also befangen. Auch ihr Beitrag hat eine Intention, und er besteht eben nicht darin, völlig objektiv nach Fakten zu suchen, sondern für sie ist Rom ein Vorbild an Multikulturalität – obwohl auch das kaum auf das alte Rom zutrifft, weil es in der klassischen Antike keinerlei universalistische Religionen wie das Christentum oder den Islam mit Alleinvertretungsanspruch gab! Der Splitter im Auge des Bruders …

Diese Befangenheit sei erlaubt, da jeder im Grunde eine Privatideologie pflegt, und mag sie noch so individuell sein. Aber dann soll man bitte nicht anderen vorwerfen, dass sie das Römische Reich unter anderen zeitgenössischen Gesichtspunkten betrachten als man selbst und zu anderen Schlussfolgerungen kommen. Insofern zieht auch dieses Argument nicht, zumindest nicht gegen Engels, wenn es nur darum geht, einen Gegenentwurf zu inszenieren.

Auch sonst weist der Text Schwächen auf. So werfen die Autoren mangelnde Belege vor:

Das Ausmaß und den Charakter der genannten Probleme im Europa der Gegenwart zu beurteilen, ist eine persönliche (und sehr pessimistische) Meinungsäußerung. Die Behauptung, das antike Rom habe unter diesen Phänomenen gelitten, ist zumindest fragwürdig und nicht eindeutig belegbar. Engels gibt hier nicht die Mehrheitsmeinung seiner Fachkollegen wieder.
Ob in den letzten Jahrzehnten der Republik die Verbrechensrate anstieg, ist völlig unklar, und dies gilt auch für häufigeren Familienzerfall. Es gibt hierfür schlicht keine Quellen. Ob es einen Bevölkerungsrückgang gab ist umstritten, und wenn, dann jedenfalls nur in Italien und nicht im ganzen Reich. Es stimmt zwar, dass viele der genannten Motive in Schriftquellen genannt werden, allerdings stammen diese aus der Regierungszeit des Augustus und hatten offensichtlich zum Ziel, ein neues Regime als die Rettung aus Chaos und Zerfall zu preisen. Die Klagen über den Verlust traditioneller Werte und religiöser Praktiken deutet man heute als rhetorische Figuren, nicht als Fakten.

Fällt etwas auf? Die Autoren, die Engels fehlende Belege vorwerfen, können selbst keine Quellen nennen. Es sind entweder keine vorhanden, oder die Themenbereiche sind umstritten. Ähnlich ist es bei „Deutungen“, was auch nur heißt, dass ein Forschungsgegenstand interpretierbar ist. Sicherheiten gibt es keine – wie auch, wir sprechen von der Antike! Nur 1 % aller Quellen dieses Zeitalters ist uns überliefert. Die Alte Geschichte ist dafür bekannt, dass dort in Ermangelung der Quellen vieles der Detektivarbeit und der Analyse überlassen ist. Interpretation, teilweise Spekulation ist hier gängig. Thesen werden angenommen, weil sie in der Fachwelt plausibler erscheinen, das bedeutet aber nicht, dass sie immer richtig sein müssen. Archäologische Funde bringen deshalb alte Forschungsmeinungen immer wieder in Bedrängnis. Man kann daher Engels hier zu Recht kritisieren, aber letztendlich bewegt sich vieles in den Parametern der bekannten althistorischen Toleranz.

Das ist keine Wertung oder eine Feststellung, dass unser System stabiler wäre: Es ist schlicht anders. So ergibt es wenig Sinn, einfach zu behaupten, Ereignisse würden sich wiederholen.

Hier fragt man sich, ob die Autoren Engels Buch wirklich gelesen haben, denn es sind ja keine Ereignisse, die einfach so vom Himmel fallen, sondern es sind Prozesse, die in Gang kommen.

Tatsächlich muss man sich den Verlauf der Geschehnisse im 1. Jahrhundert vor Christus einmal konkret vor Augen führen, die sich, wie Engels behauptet, auch in unserer Gesellschaft unausweichlich wiederholen sollen:
Die Römische Republik zerfiel, weil sich über mehr als ein Jahrhundert hinweg eine kleine Zahl mächtiger Individuen die Loyalität von Teilen der Armee sichern konnte. Die Bürgerkriege dauerten so lange an, bis Octavian der einzige noch handlungsfähige Akteur war und als „Augustus“ eine Alleinherrschaft errichten konnte, die Züge einer Militärdiktatur trug.

Hier begehen die beiden Autoren einen Kardinalfehler, der eigentlich zu den Todsünden der Geschichtswissenschaften gehört. Während Engels mit seinen vielen Bereichen, die ursächlich für den Niedergang der Römischen Republik waren, ein breites Panoptikum liefert, und dafür in Bausch und Bogen kritisiert wird, kommen die beiden Herausforderer mit einer (!) Erklärung hervor: die Republik sei einzig und allein aus innermilitärischen Gründen zersetzt worden. Monokausalität. Dass dies alles erst durch Verelendung der römischen Bauern und einer weit reichenden sozialen Krise, auch ausgelöst durch den Expansionsdrang Roms, zustande kam (die Gracchen lassen grüßen) – nicht einmal das wird erwähnt.

Diese Herangehensweise wirkt umso absurder, wenn im Beitrag wiederum die Völkerwanderung nicht als Erklärung für den Untergang reicht:

Engels und seine Warnung vor einer Wiederholung der römischen Geschichte sind allerdings kein Einzelfall. In ähnlicher Weise wurde in den letzten Monaten immer wieder eine andere angebliche Parallele beschworen: das starke Bild einer das Römische Reich hinwegfegenden barbarischen Invasion, einer Völkerwanderung, in der barbarische Migranten die antike Zivilisation zerstört hätten.
Zwar gibt es in der Tat Historiker, die Angriffe durch hunnische und germanische Gruppen für den Untergang des Weströmischen Reiches verantwortlich machen. Doch inzwischen stellt diese in der Öffentlichkeit sehr sichtbare Gruppe innerhalb der Fachwissenschaft eine Minderheit dar.
[…]
Nicht äußere Angriffe, sondern innerer Streit und die strukturelle Instabilität der kaiserlichen Herrschaft gelten daher heute vielfach als entscheidende Gründe für den politischen Niedergang Westroms. Dieser wäre zudem wohl vermeidbar gewesen, denn in der Osthälfte des Reiches gelang die Stabilisierung.

Auch bemerkenswert: dies sind die gleichen Faktoren wie beim Ende der Römischen Republik! Wären uns die beiden Historiker da womöglich nicht doch eine Erklärung schuldig, was vielleicht die beiden Epochen unterscheidet? Kann es nicht sein, dass es doch die Barbaren waren, die dafür verantwortlich sind, dass Rom nach einem Diadochenkampf nicht neu geordnet wurde, sondern stattdessen Germanen in Teilkönigreichen saßen? Und ist es nicht auch bezeichnend, dass die Osthälfte später in Bedrängnis gerät, als mit den Arabern eine ebenso große Herausforderung auftaucht wie zuvor mit den Germanen?

Diese Truppenverbände, manche in der Größe kampfstarker Armeen, begannen in oft chaotischen Situationen auf eigene Rechnung zu operieren, und sie übernahmen schließlich die Macht in einzelnen Regionen. Die meisten von ihnen waren aber nicht als Eroberer oder Flüchtlinge in das Imperium gekommen, sondern die Römer hatten sie als Söldner angeworben, um für sie in ihren inneren und äußeren Kriegen zu kämpfen. Nach diesem Erklärungsmodell übernahmen sie die Macht erst, als die Römer sie selbst aus der Hand gegeben hatten. Indem nun die überregionalen Strukturen zusammenbrachen, schwanden auch der Wohlstand und die Lebensqualität, die das Römische Reich ermöglicht hatte.

Mitnichten! Die Barbaren übernahmen nur da die Macht, wo sie die Römer vorher aus der Hand gegeben haben. Das widerspricht zwar völlig dem, was beim folgenreichsten germanischen Vorstoß geschah – nämlich, als die Terwingen die Reichsgrenzen überschritten – aber die daraus resultierende Schlacht von Adrianopel als schlimmste Niederlage Roms seit Hannibal und die sich anschließende Plünderung Roms durch Alarich sind wohl nur unwichtige Nebenerscheinungen.

Zwar gibt es in der Tat Historiker, die Angriffe durch hunnische und germanische Gruppen für den Untergang des Weströmischen Reiches verantwortlich machen. Doch inzwischen stellt diese in der Öffentlichkeit sehr sichtbare Gruppe innerhalb der Fachwissenschaft eine Minderheit dar.

Wissen Sie, wer zu dieser Minderheit gehört? Alexander Demandt, der einmal zensiert wurde, wegen eben jener Darstellung bezüglich der Westgoten, weil es dem Chefredakteur der „Politischen Meinung“ nicht passte. Demandt wird dabei auch beiläufig verlinkt, so, als handele sich um irgendjemanden, und nicht etwa um einen der bedeutendsten deutschsprachigen Althistoriker.

Schließlich geht es unseren Autoren um Quantität der Althistoriker, nicht Qualität … und:

Und was die EU angeht: Natürlich hat sie viele Probleme, nicht zuletzt ihre Austeritätspolitik. Aber ein wieder erstarkender Nationalismus wäre eine viel schlechtere Alternative – vor allem in einer Welt, die gefährlicher und instabiler wird.
Wir fühlen uns als Europäer.

Dass Gefühle über Fakten triumphieren, ist ja nichts Neues; üblicherweise unterstellen dann Journalisten „Postfaktizität“. Man kümmert sich nicht um die Sache, man glaubt das, was man will. Ich fühle mich auch als Europäer, vermutlich tut Engels das auch.

Aber postfaktische Gefühlsduselei, die sich letztlich alles passend zurechtbiegt, hat uns doch gerade da hingebracht wo wir heute stehen.

Addendum: Auf Facebook hat mich David Engels freundlicherweise darauf hingewiesen, dass er mittlerweile selbst einen Artikel auf der Huffington Post veröffentlicht hat. Die Dopplungen einiger Punkte und teilweise sehr ähnliche Wortwahl sind tatsächlich dem Zufall geschuldet. Oder – vielleicht – einer sehr ähnlichen Denkweise …

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*Ich beziehe mich hierbei auf die deutsche Erstausgabe; die franz. Erstausgabe ist mittlerweile vier Jahre alt, die Entstehungszeit des Buches – 2011/2012 – liegt sogar fünf Jahre zurück.

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