Man wird es wohl kaum gemerkt haben, aber von Freitag bis Sonntagabend war ich abwesend. Dass der Inhaber des kleinen Standcafés öfters mal weg ist, fällt den Besuchern aber nicht auf, da meistens genügend Beiträge in der Warteschlange standen. So auch der Beitrag über Trump, der eben in diesen Tagen etwas ins Rollen brachte, was ich so nicht abgesehen hatte. Machiavellistische Betrachtungen, auch im gesamteuropäischen Rahmen, sind ja hier keine Neuheit. Warum ausgerechnet ein Traktat, das ich eher nebenher als hauptsächlich veröffentlichte, plötzlich so eine Karriere machte, kann ich mir nur mit den aktuellen Umständen erklären. Das Spiegel-Cover wurde eigentlich nur noch von der Einleitung des Chefredakteurs gekrönt.
Das wurde selbst einigen anderen deutschen Medien zu bunt, die ansonsten kein gutes Haar am US-Präsidenten ließen, so etwa der Welt. Erschwerend kam dazu, dass am Samstag auch Wolfgang Herles von Tichys Einblick einige uncharmante Worte verlor. „Was hat Trump vor?“ kursierte darauf insbesondere bei Twitter gewissermaßen als Gegendarstellung. Als ich im Verlauf des Samstags – etwa Nachmittag – in Berlin kurz meine heiße Schokolade zur Seite stellte, nur, um nachzusehen, ob sich etwas bei Twitter getan hätte, hatte ich bereits über 80 Meldungen, die meisten den Beitrag betreffend. Er wurde auch direkt Herles und Tichy gegenüber zugezwitschert. Eine E-Mail war bereits in meinem Konto hinterlegt, weswegen der Artikel nunmehr auch dort nachzulesen ist.
Es ist dies der dritte Artikel meinerseits bei Tichy, allerdings gibt es einen drastischen Unterschied: bei den anderen Beiträgen – sowohl zu Machiavelli, als auch zum Regionalismus – war ich noch in der Lage, auf nahezu jeden Kommentar einzugehen. Bei mehr als 100 Kommentaren gestaltet sich das als sehr schwierig. Zudem hatte ich mit der positiven Resonanz kaum gerechnet, selbst kritische Leser goutierten den unaufgeregten Ton (auch, wenn es auf Twitter Leute gibt, die sich an meiner „totalitären“ und „entgrenzten“ Sprache stören, weil es manch einem wohl schwer fällt, Stil und Machiavellismus zu unterscheiden; wieder andere sprachen von reiner Spekulation, was allerdings wenigstens etwas mehr ist, als ideologische Spekulation).
Zuerst danke ich natürlich für die vielen freundlichen Worte. Ich möchte allerdings auch die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema lenken, das dadurch unterging, nämlich den Beitrag über Mendelssohn als Dreh- und Angelpunkt für deutsche Mentalität und das tiefere Verständnis der Facetten der Romantik. Der Cathwalk hatte dieses Traktat an Mendelssohns Geburtstag am 3. Februar veröffentlicht. Ich weiß, die Politik verdient heute mehr Aufmerksamkeit als die Kultur, mir scheint aber, Lorbeeren bleiben Themen vorbehalten, die nicht die Halbwertszeit einer Amtszeit, eines Gesetzesvorschlages oder einer Tageszeitung haben.
Vielleicht werde ich noch Zeit finden, um auf die Tichy-Kommentare näher einzugehen, man möge mir aber dazu etwas Aufschub geben. Schließlich bin ich selbst noch etwas überrascht, was die Angelegenheit und ihr Eigenleben angeht.