Neulich las ich davon, welch großes Elend geherrscht hätte in der „Papistenkirche“, bevor die Reformation gekommen sei. Allein der Klerus! Diese unmoralischen, protzenden und untragbaren Kirchenfürsten.
Mir kam in den Sinn: wie gut, dass die Reformation dem Abhilfe schaffte, und stattdessen gleich die Fürsten zu den Chefs der jeweiligen evangelischen Landeskirche erklärte. Allein, eine Frage bleibt übrig:
Meinen die werten Geschichtsexperten mit den nunmehr moralischen, bescheidenen und vorbildlichen Kirchenvorstehern eher Ulrich von Württemberg, der seinen Marschall umbrachte, nachdem er sich in dessen Frau verliebt hatte, und für seine Feste berühmt war, bei denen er sich so dem Alkohol hingab, dass er sich wie ein Jagdhund verhielt – Knurren, Kläffen, Beißen und Männchenmachen inbegriffen? Oder doch eher König Heinrich VIII. von England, der – sagen wir – etwas pragmatisch im Umgang mit Frauen war?
Beide „reformierten“ Herrscher konnten übrigens ihren verschwenderischen Renaissance-Lebensstil nur dadurch finanzieren, dass sie Kirchengut beschlagnahmten. Aber das ist wohl blanker Zufall.