Francisco Pradilla y Ortiz, Übergabe Granadas an Ferdinand und Isabella (1882)
Heute, vor 525 Jahren, also am 2. Januar 1492, kapitulierte das letzte muslimische Königreich auf der iberischen Halbinsel. Der Fall Granadas besiegelte die Vertreibung des Islams aus dem westlichen Europa. Es war dies aber nicht nur eine Saturierung der Königreiche von Kastilien und Aragon, die bald unter der spanischen Krone geeint werden sollten, sondern auch jenes Menetekel des spanischen Aufstiegs als Weltmacht per se: der Hinterhof war bereinigt, man konnte sich nun europäischer Machtpolitik und sogar globaler Interessen widmen. Das Ende des Kriegs eröffnete auch die Chance für Christoph Kolumbus, um eine Unterstützung seiner Fahrten nach Westen zu werben. Für Aragon bedeutete es, das man sich in den Folgejahren auf Italien konzentrieren konnte.
Das „Ende der Reconquista“ war es freilich nicht. Denn noch in den Folgejahren versuchten die Spanier immer wieder, auch bis nach Afrika vorzudringen. Ceuta und Melilla sind bis heute davon materielle Reste. Den Expansionsplänen im Maghreb kamen allerdings die oben genannten, welthistorisch wie weltpolitisch folgenreichen Ereignisse zuvor: die Entdeckung Amerikas im Herbst desselben Jahres und der Ausbruch der Italienischen Kriege (1494) banden Hispaniens Interessen anderswo.
Heute allerdings sind die Reste des spanischen Imperiums an Afrikas Nordküsten aus ganz anderen Gründen in den Schlagzeilen, und es mutet ironisch an, dass die Krone von Aragon und Kastilien nahezu wieder auf jenen Stand vom 2. Februar zurückgefallen ist, vielleicht sogar unter umgekehrten Vorzeichen …