Deutsche Moral und die Toten von Berlin

28. Dezember 2016
Kategorie: Alltägliche Gedankenstreifzüge | Europa | Italianità und Deutschtum | Medien | Non enim sciunt quid faciunt

Lukasz Urban (37), aus Polen.

Fabrizia di Lorenzo (31), aus Italien.

Dalia Elyakim (60), aus Israel.

Nada Cizmarova (34), aus Tschechien.

Ein Ukrainer aus dem IT-Bereich, der deswegen bekannt ist, weil die deutsche Regierung seinen Hinterbliebenen 10.000 Euro Kompensation überweist; über den ich aber nicht mehr sagen kann, da die Deutsche Welle meine Kleinrussischkenntnisse überdehnt.

Sieben Deutsche, deren Namen nicht in der Presse breitgetreten werden, weil sie das Unglück haben, nicht aus einem Staat zu kommen, der sich für ihren Tod interessiert. Oder zumindest aus einem Land mit einer Presse, die jenes tut.

Aber wehe, es liegt ein totes Kind am Strand.

Die Worte sind mit Absicht hart gewählt: in Italien scheint der Tod der jungen Fabrizia höhere Wellen zu schlagen als jener von sieben Deutschen im eigenen Land bei einem Attentat vor der Haustüre. Aber vermutlich erfüllt der Beitrag bereits den Tatbestand der Stimmungsmache, weil der Löwe die Welt glücklicherweise nicht nur vom Berliner Bauchnabel aus sieht. Man verwechsle das nicht mit Voyeurismus: man muss nicht die Bilder zeigen, nicht in schmutziger Wäsche wühlen. Aber völlige Anonymität ist genau so schlimm. Anonyme verschwinden aus den Erinnerungen, so, als hätte es diese Opfer gar nicht gegeben. Sie bleiben blanke Zahlen. Das macht es einfacher. Einfacher für all jene, die weitermachen wollen. Aussitzen. Zur Tagesordnung übergehen. Und das dann mit „wir dürfen uns den Lebensstil von den Terroristen nicht diktieren lassen“ quittieren. Makrelen in Weißwein futtern, nachdem eben ein LKW in einen Weihnachtsmarkt reinfuhr.

Es ist dies auch wieder einmal Symbol für die völlig aus dem Leim geratene „deutsche Moral“ der Elite, welche denkt, durch Zuwanderung sich einen Ablass einhandeln zu können, indes die Nachbarn an leichtfertiges und unbedachtes Spiel glauben; in ihrer wahnhaften Moral halten die deutschen Pressevertreter die Reaktionen auf das Attentat für schlimmer, als das Attentat selbst, indes im Ausland die internationale Dimension (immerhin 5 Tote und 14 Verletzte kamen nicht aus Deutschland) wahrgenommen wird.

Gleichfalls verhält es sich mit Deutschlands Reaktion auf die Waldbrände in Israel, und Steinmeiers Unterstützung der derzeitigen Israel-Resolution.

All das formt das Bild Deutschlands in der Welt als oberlehrerhaft, egozentriert, rücksichtlos und im Saft der eigenen Moral sitzend, während sich hier die Medien selbst bauchpinseln. Man verzeihe heute die harschen Worte, aber Außenpolitik ist mir ja bekanntlich das liebste (politische) Feld, und wie sich hier Symbol, Aktion und katastrophales Missmanagement treffen, passt bald auf keine Kuhhaut mehr.

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