Drei Tage keine Beiträge auf dem Diarium. Das dürfte seit über einem Jahr die längste Pause sein. Auch davor eher kleine Miszellen seit dem Guareschi-Beitrag. Was ist passiert?
Der Löwe ist ein wenig überfordert ob all des Dickichts im Dschungel der Quantitätsmedien. Seitdem der Leibhaftige in Amerika die Wahl gewonnen hat, steigert sich die Journaille in einen Rausch der rasanten Selbstverblödung. Niemand kommt dabei auf die Idee, dass das Absondern dieser Idiotie in exponentieller Stärke genau das Gegenteil dessen bewirkt, was die Guten und Schönen in den Redaktionsstuben bezwecken. In kindlicher Trotzphase befindlich, rudern diese „Edelfedern“ mit plärrendem Mund und um sich schlagenden Händen und Füßen über den Boden.
Rufen wir uns kurz in Erinnerung, was vor der Wahl gesagt wurde: nämlich, dass enttäuschte Republikaner, Rechte, Trump-Wähler für Unruhe sorgten nach dem voraussichtlichen Sieg der strahlenden Unschuld im Faltenkleid. Das Gegenteil ist der Fall. Noch in der Wahlnacht entblödeten sich die Vertreter der Clinton-Jubelperser nicht, davon zu sprechen, dass Trump-Wähler in „postfaktischen Welten“ lebten. Ihnen seien Fakten nicht vermittelbar, sie hielten sich auch nicht an Fakten, sondern an Hoffnungen und Wünschen.
Dass die Medien selbst in so einer postfaktischen Welt leben, und Fakten – in diesem Fall: die überwältigende Zustimmung für Trump und die tiefe Verachtung gegenüber dem Establishment – nicht wahrhaben wollen, sondern einen Wahlsieg Clintons herbeiphantasierten, oder immer noch herbeiphantasieren („Popular Vote“), selbst dafür sind jene abgeschotteten Schreibtisch(atten)täter nicht mehr fähig. Dass gerade Deutschland wieder so unrühmlich festgefahren ist im Schlamm des ideologischen Morasts, und dem Morgenstern’schen „nicht sein kann, was nicht sein darf“ weiterhin anhängt, bestätigt die sich häufenden Verdachtsmomente, dass der deutsche Geist letztendlich immer derselbe bleibt, sich nur manchmal mit anderen Federn schmückend; mal Idealismus, mal Chauvinismus, mal Sozialismus – nationaler wie internationaler Prägung.
Eine leidvolle Angelegenheit, dass die „Brüsseler Rochade“ von Steinmeier und Schulz in eben jener Zeit der Postfaktizität alle Vorurteile bestätigt, eine 20%+x-Partei den Bundespräsidenten ernennt (von Wahl kann kaum eine Rede sein!), Merkel dem mächtigsten Mann der Welt „Bedingungen“ für eine Zusammenarbeit stellt, und der Löwe noch einen Tag vor Röttgens Ankündigung einer vierten Merkel’schen Kandidatur diesen bei einem Vortrag ertragen musste, ebenso wie ein Sammelsurium saumseliger CDU-Menschen, die davon sprachen, endlich etwas im Augias-Stall aufräumen zu müssen, den sie selbst die letzten dutzend Jahre angerichtet hatten.
Ach, und auf Twitter finden jetzt Proskriptionen gegen unliebsame Nutzer statt, welche Trump zum Sieg verhalfen. Noch etwas?
Es scheint, als seien Medien und Politiker überlastet, gleich einem technischen Gerät, das neben fulminanten Blinken und Pfeifen mit einigen famos überdrehenden Zeigern jeden Augenblick zu explodieren droht. Der Löwe jedoch kam dabei kaum noch dazu, hier Zeilen zu tippen, denn im Gegensatz zu eben jener Brahmanenkaste der allwissenden Wahrheitskämpfer fällt es gar nicht so leicht, ohne langzeitige Lektüre sich ein eigenes Bild zu machen. Man sehe deshalb mir auch den Ausfall der Sonntagsschau nach – im Angesicht der Umwälzungen kamen Schweizer Zeitungen unisono zum selben Schluss, deutsche ebenso, jedoch zu konträr anderen. Klingt postfaktisch, ist aber so.
Mir bleibt nur etwas durchzuschnaufen und zu ordnen, was ich ordnen wollte. Der Reaktionär muss Contenance im Tohuwabohu der Linksliberalen wahren.