Sonntagsschau (20/11)

19. November 2016
Kategorie: Linkverweis | Medien | Sonntagsschau

Trump, Trump, Trump! Der Grund, warum die letzte Sonntagsschau ausfiel. Man konnte sich kaum noch vor Neuigkeiten retten. Werfen wir dennoch einen Blick auf das Phänomen, das vor allem ein medientechnisches ist.

Im Gegensatz zur Welt, die ausrechnete, dass ja nur ein Viertel der Wähler Trump gewählt hätte (Sie kennen das, liebe Löwenfreunde: das ist so, wie immer 80% der Wähler die AfD in Deutschland nicht wählen, also umgekehrt die Kanzlerin bestätigen!) oder symbolisch Juncker vortreten lässt, der zwei verlorene Jahre für die Trump-Regentschaft voraussieht (auch hier weiß der Leser: Juncker spricht aus Erfahrung, ist er doch just sei 2014 im Amt) – also ganz im Fahrwasser des Medienkonglomerats deutscher Prägung bleibt und stellvertretend für die Hysterie im germanischen Blätterwald steht, versuchen die Schweizer Zeitungen ihr Bild zu revidieren. So die NZZ:

Und die NZZ beginnt mit einer nüchternen Analyse: Wo Trump die Demokraten verdrängt hat. Weitaus fundierter, als Sie das in einem Blatt hierzulande antreffen, wo man Klischees und Stereotype von jenen vernimmt, die gerade diese immer angeblich bekämpfen.

Oder war damit eher dieser Artikel gemeint? Die Wohlwissenden ist starker Tobak für die angeblichen Intellektuellen.

Ähnliches findet man bei den schweizerischen Kollegen in der Basler Zeitung. Ein Beruf schafft sich ab, liest man dort. Wie konnten sich Journalisten so irren? Nüchternes Ergebnis: Journalisten leben in einer Filterblase der Selbstbestätigung. Überraschung! Dergleichen Eingeständnis hätte man gerne mal woanders gelesen. Selbst in Amerika rudert die angesehene New York Times zurück, welche traditionsgemäß eher Mitte-Rechts steht, aber im Wahlkampf Clinton unterstützte:

To our readers,

When the biggest political story of the year reached a dramatic and unexpected climax late Tuesday night, our newsroom turned on a dime and did what it has done for nearly two years — cover the 2016 election with agility and creativity.

After such an erratic and unpredictable election there are inevitable questions: Did Donald Trump’s sheer unconventionality lead us and other news outlets to underestimate his support among American voters? What forces and strains in America drove this divisive election and outcome? Most important, how will a president who remains a largely enigmatic figure actually govern when he takes office?

As we reflect on this week’s momentous result, and the months of reporting and polling that preceded it, we aim to rededicate ourselves to the fundamental mission of Times journalism. That is to report America and the world honestly, without fear or favor, striving always to understand and reflect all political perspectives and life experiences in the stories that we bring to you. It is also to hold power to account, impartially and unflinchingly. We believe we reported on both candidates fairly during the presidential campaign. You can rely on The New York Times to bring the same fairness, the same level of scrutiny, the same independence to our coverage of the new president and his team.

We cannot deliver the independent, original journalism for which we are known without the loyalty of our subscribers. We want to take this opportunity, on behalf of all Times journalists, to thank you for that loyalty.

Sincerely,

Arthur O. Sulzberger Jr.
Publisher

Dean Baquet
Executive Editor

Die österreichische Presse geht sogar einen Schritt weiter. In einem Interview mit Henry Olsen, einem der Wenigen, der Trumps Sieg prognostizierte, äußerte dieser sogar, dass Trump wiedergewählt werden könne.

Noch vor Röttgens Ankündigung und deutschen Missionsbewusstsein, die ganze Welt mit ihrer Ordnung zu beglücken, spekulierte die NYT über Merkels Zukunft; einmal als „Leader“ der Freien Welt, andererseits bezüglich ihrer nahenden Kandidatur. Der amerikanische Leser dürfte dabei zur Kenntnis nehmen, dass Merkel unter Druck steht.

Und nein, das mit „Führer der Freien Welt“ war ganz und gar unironisch gemeint.

Sogar die Foreign Policiy phantasiert darüber. Womit der Zirkel wieder sich selbst schließt: wie die Mitglieder des dortigen Think-Tanks mehrheitlich wählten, können Sie sich natürlich denken.

Aber was kann ich dem noch hinzufügen? Herles hat auf Tichys Einblick schon genug dazu gesagt.

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