In einem Brief aus dem September 2008 an das Jüdische Museum in Berlin spricht Liechtensteins Fürst Hans-Adam II. über die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland folgendermaßen:
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Blumenthal,
Danke sehr für Ihren Brief vom 18. Juni bezüglich des Ausstellungsprojektes im Jüdischen Museum Berlin „Raub und Restitution“.
Da unsere Sammlungen während des 2. Weltkrieges und danach selbst das Opfer von Kunstraub waren, hätte ich sehr gerne das Ausstellungsprojekt unterstützt, wenn es nicht in Deutschland wäre. Deutschland hat sich vor einiger Zeit geweigert, trotz eindeutiger Rechtslage uns ein Gemälde zurückzugeben, das seit langem in Besitz meiner Familie war und von den kommunistischen Behörden nach dem 2. Weltkrieg in der Tschechoslowakei entschädigungslos enteignet wurde. Da die Bundesrepublik Deutschland in ihren Beziehungen zum Fürstentum Liechtenstein je länger desto weniger geneigt ist, sich an den Grundprinzipien des Internationalen Völkerrechts zu orientieren, haben wir entschieden, keinen Leihgaben mehr aus unseren Sammlungen nach Deutschland zu bringen. Wir wollen unsere Kunstwerke nicht dem Risiko einer selektiven Anwendung des Rechtsstaates in der Bundesrepublik Deutschland aussetzen.
Die deutsch-liechtensteinischen Beziehungen in den vergangenen zweihundert Jahren gleichen einer Berg- und Talfahrt. Mit dem Zweiten Deutschen Reich befinden wir uns noch immer im Kriegszustand, da dieses untergegangen ist, bevor es mit uns Frieden schließen konnte, und das Dritte Reich ist Gott sei Dank untergegangen, bevor es seine Drohung in die Tat umsetzen konnte, das Fürstentum Liechtenstein „anzuschließen“.
Was die deutsch-liechtensteinischen Beziehungen betrifft, warten wir hier auf bessere Zeiten, wobei ich zuversichtlich bin, denn in den vergangenen zweihundert Jahren haben wir immerhin schon drei Deutsche Reiche überlebt, und ich hoffe, wir werden auch noch ein viertes überleben.
Mit vorzüglicher Hochachtung, Hans-Adam II., Fürst von Liechtenstein