Bonn. Ein Artikel aus dem Onlinemagazin „Tichys Einblick“ sorgt für Tumult aus den Reihen des Zentralrats der Italiener. Wortwörtlich hatte dort der ehemalige FAZ-Herausgeber Hugo Müller-Vogg auch gegen Deutschitaliener mit Doppelpass gewettert.
Der Vorsitzende der Organisation Italienischstämmiger in Deutschland, Dr. Italo, gab sich kämpferisch: „Was erlaubt sich dieser Cretin eigentlich? Zuerst Merkel wählen, die diese Asylkrise verbockt hat, und jetzt über mein Wahlrecht debattieren?“
Italo verwehrte sich gegen Unterstellungen, sein Wahlrecht bei Europa-Wahlen zu missbrauchen. „Nur, weil der Depp di Lorenzo die Wahlunterlagen nicht lesen kann, die ihm ausdrücklich verbieten, in zwei Ländern bei der EU-Wahl abzustimmen, kann man nicht uns alle in Sippenhaft nehmen. Was erwarten Sie eigentlich von einem Zeit-Journalisten – erweiterte Lesefähigkeiten? Rationalität? Gerechtigkeitsempfinden?“
Der Vorsitzende erging sich in einer weitergehenden Aneinanderreihung von zynischem Spott, die erst nach einer Viertelstunde endete. „Im Gegensatz zu anderen Volksgruppen behalten wir unsere Doppelstaatlichkeit auch noch nach Generationen, damit bei Vergehen immer noch vom Italiener Giovanni L. gesprochen werden kann, statt vom Deutschen Cem Ö. Wir bleiben sichtbar in der Gesellschaft. Lieber bewusster Deutschitaliener, als latenter Türke!“
Italo sprach vom Konzept der „deutschen Italianità“, die sich dadurch auszeichne, den „Merkelismus“ einerseits, sowie das „Kastenwesen“ andererseits in Italien und Deutschland gleichzeitig zu bekämpfen. Deutschitaliener steuerten einen erheblichen Anteil bei, um diesen Kampf im Ausland zu führen. Stolz sprach der gebürtige Venezianer von einem „Partisanenkrieg“ mit gezielten Nadelstichen.
„Seien Sie doch einmal ehrlich: ist Ihnen ein Franko-Deutscher oder Hispano-Germane, der exzellent Deutsch spricht und sich mit Goethe und Beethoven auskennt, aber auf seinem savoir-vivre und spanischen Stolz zusammen mit der Staatsbürgerschaft lieber; oder doch Ali, der für den deutschen Pass optiert, aber dennoch – wundersamerweise! – kein Deutsch kann? Gibt es womöglich einen ungenannten Hinderungsgrund, der vermutlich eher die Integration ungeschehen macht, als das Bekenntnis zu einem Stück Papier oder Verfassungspatriotismus?“ Süffisant fügte Italo hinzu: „Ein Tipp: auch die Deutsch-Vietnamesen sind trotz Buddhismus hervorragend integriert. Und merkwürdigerweise auch säkulare Ägypter, wie dieser Mann in Lederhosen.“
Absolut wohlfeil findet Signore Italo, dass Müller-Vogg Scheinargumente anführe, nur, um das Gesicht der Kanzlerin zu wahren. Ganz offensichtlich unterstütze Müller-Vogg die Union seit Jahren und wolle von der eigentlichen Debatte um nicht integrationsfähige Muslime ablenken. „Wir alle wissen, dass man nunmehr Freibäder meidet, weil es dort vor Falschwählern wie Herrn di Lorenzo strotzt. Oder weil wir vor kurzem in Köln eine Massendemo für unseren Präsidenten Matarella abhielten.“ Bei den letzten Worten muss der Vorsitzende abbrechen, weil er vor Prusten schlucken muss. „Verzeihen Sie, allein die Vorstellung. Matarella!“
„Ganz und gar lächerlich“, ätzte der Vorsitzende, „ist der Verweis auf ‚One man, one vote‘. Ich habe 2013 bei der Bundestagswahl gewählt – aber meine Stimme wurde wie die von Millionen anderen Wählern überhaupt nicht gezählt, weil meine Partei an der 5%-Hürde scheiterte. Ich habe GAR KEINE Repräsentation in diesem Land, obwohl ich Staatsbürger bin. Wie demokratisch ist denn das bitteschön? Ich darf weiter Steuern zahlen, ohne Vertreter im Parlament, ohne Einwirkung auf die Gesetzgebung!“
Italo ist Vorsitzender – und zugleich einziges Mitglied – der „Reichspartei Italiens“. Sie gilt als politischer Arm des Zentralrats der Italiener und in ihren Leitideen als reaktionär, republikanisch-monarchistisch und libertärprotektionistisch. Die RI setzt sich für ein Italienisches Reich in den Grenzen des Jahres 116 ein – das heißt, in den Grenzen des Römischen Imperiums unter Kaiser Trajan. Bei der Bundestagswahl 2013 verfehlte die RI ihr selbstgestecktes Wählerstimmenziel von 75%+x deutlich und landete nicht einmal im Promillebereich.