Ich werde dieses Thema nie verstehen. Es hat nie einen Staat gegeben, dessen Volk allein der Verfassung wegen etwas mit ihm anfangen konnte. Die USA brauchen den Mythos der Gründerväter und alle Symbole, die damit zusammenhängen (man denke an die Fahne mit ihrem Schwur und eigenem Feiertag!), die Schweiz ist historisch gewachsen und kultivierte die Tell-Sage, und die Republik Venedig stand auf San Marco. Wer mit Theorien spielt und diese der Praxis vorzieht, kann gerne zum Marxismus wechseln.
Daher wieder ein Wort von Machiavelli, aus dem 15. Kapitel des Principe:
Denn manche Schriftsteller haben Republiken und Fürstentümer erdacht, dergleichen niemals gesehen worden, oder in der Wahrheit gegründet gewesen sind.
Jedes Gebaren in diese Richtung ist prä-machiavellistisch und fällt intellektuell hinter den Stand der Politikwissenschaft zurück, die bekanntermaßen Machiavelli erst gegründet hat. Insofern ordne ich Habermas irgendwo bei den utopischen Fürstenspiegeln ein. Thomas Morus war wenigstens so ehrlich, und nannte sein Werk Nichtort. Vielen ist im Übrigen dabei entgangen, dass dem Buch satirische Züge anhaften – was man leider Habermas und Sternberger nicht unterstellen kann…