Ich mag keine Wiederholungen. Obwohl mir zyklische Geschichtsläufe logischer erscheinen als voranschreitende, so habe ich allerlei Probleme, wenn mich dieselben Dinge anöden. Dazu gehört auch, mich selbst zu wiederholen. Hat etwas von Narzissmus, den ich so gut wie möglich in diesem narzisstischen Jahrzehnt zu meiden versuche. Zugleich ist es mein Ziel, üblicherweise am Sonntag nichts niederzuschreiben und die Zeit dem jeweiligen Tagesevangelium einzuräumen.
Da allerdings mein Leserkommentar auf Tichys Einblick überraschend positive Resonanzen hatte, mache ich eine Ausnahme von beidem und hinterlasse ihn hier als Gedankenstütze, um in Zukunft das Geglaubte mit dem Faktischen vergleichen zu können. Er entstand als Antwort auf Herles‘ lesenswerten Artikel Anmerkungen zur Lage des deutschen Humors.
Barrieren am Brenner, Panzergrenadiere im Tessin, Italien erwartet Migrationskrise – und Deutschland? Böhmermanninsel der Seligen.
Daher vier Beobachtungen:
Erstens: Es wird immer offensichtlicher, dass Böhmermanns eigene Intelligenz diametral zu der ihm zugedichteten ausfällt. Denn mit diesem Stück hat er seinen Kollegen von der linksliberalen Humorfabrik ein Ei ins Nest gelegt. Die Merkelsympathisanten, die noch vor kurzem als Speerspitze gegen rechte Politik – ob CSU oder AfD – dienten, zerfleischen sich selbst.
Zweitens: Die Kanzlerin, die bisher bei jeder Satire ungeschoren davon kam, schaufelt sich jeden Tag das eigene Grab. Für mich der komische Aspekt: jetzt fällt einigen Leuten auf, dass diese Frau tatsächlich gegen Meinungsfreiheit sein könnte. Hatte man ja bisher bei alternativlosen Brandmarkungen innenpolitischer, „nicht hilfreicher“ Gegner gar nicht gemerkt. Solange sie im gegnerischen Lager verortet waren, juckte es die Humorelite nicht. Jetzt, wo mal ein Linksliberaler in der Klemme steckt, ist die Empörung groß! Wäre es Pirincci gewesen, niemand hätte seine journalistische oder närrische Schreibfeder gezückt.
Drittens: Spätestens jetzt darf man sich doch fragen, wie es überhaupt um die Kompetenz des politischen Personals bestellt steht. Die Frage muss erlaubt sein, ob die Elite, die von einigen als “beste Regierung aller Zeiten” bezeichnet wird, wirklich aus solchen Übermenschen besteht. Die Absprache von Kompetenz gegenüber neuen Parteien wie der AfD wirkt wieder mal (Achtung!) komisch.
Ernsthaft, das hätte auch ein ungeordneter Haufen wie die Pogo-Partei nicht schlimmer hinbekommen, so, wie sich gerade die zehn Jahre lang regierende Kanzlerin verhält.
Viertens: Ein Staat, in dem entweder ausländische Tyrannen oder inländische Komiker das letzte Worte haben, während Europa gerade vor dem Kollaps steht (Brexit, Brennerschließung, neuer Migrationssturm), hat meines Erachtens seine Chance gehabt. Es wäre wieder einmal so typisch, wenn in Deutschland eine Machtpolitikerin nicht über ihre Rechtbrechungen, ihre verfehlten politischen Projekte oder ihre eigene absolute Machtdiktatur fiele, die der freien Politik keinen Atem lässt – aber dafür über ein banales Schmähgedicht auf Kindergartenniveau, das einer ihrer geistigen Zöglinge entworfen hat.