Provozierende Überschrift, ich weiß. Aber wenn wir der FAZ und ihrem neuestem Wörterbuch zur Neuen Rechten folgen, dann hat sich heute der Heilige Vater als Mitglied eben dieser enttarnt. Ich zitiere die FAZ, bzw. den Artikel von FAZ.Net, welcher zuvor in der FAS erschien:
Genderwahn
Das Wort ist schwer zu greifen, was auch daran liegt, dass der Begriff des Geschlechts wie der des Wahns prinzipiell unklar sind. Auf einer Facebook-Seite mit der Überschrift „Gegen Kulturmarxismus“ findet man etwa diese Definition: „Der Begriff Geschlechtergleichschaltung (auch bekannt als engl. Gender-Mainstreaming; auch: Geschlechtergleichmacherei oder Genderismus) bezeichnet eine heterophobe und menschenfeindliche Ideologie mit dem Ziel, die totale ,Gleichheit‘ und somit die Auflösung der natürlichen Rollenverschiedenheit der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu erzwingen.“ Man kann mit den Worten von der „natürlichen Rollenverschiedenheit der Geschlechter“ anfangen, um Licht in diese Finsternis zu bringen.
Rollen sind prinzipiell nicht natürlich im Sinn von „von der Natur gegeben“. Sie werden immer erschaffen. Der Rollenbegriff wurde aus der Soziologie in die Biologie übernommen, als man bei Gruppen sozial lebender Tiere wie den Erdmännchen auf die „Wächterrolle“ stieß. Die Beobachtung und Warnung vor Fressfeinden konnte prinzipiell von jedem Erdmännchen übernommen werden, wenn er oder sie es denn konnte. Es handelt sich dabei um einen Job, der einzig von den Gegebenheiten der Gruppe erfordert wurde, um gesellschaftlich notwendige Arbeit also. cord
Im heute erschienen apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ lesen wir unter Punkt 56 (Neue Herausforderungen) folgende Passage:
56. Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird und die » den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet. Sie stellt eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus. Diese Ideologie fördert Erziehungspläne und eine Ausrichtung der Gesetzgebung, welche eine persönliche Identität und affektive Intimität fördern, die von der biologischen Verschiedenheit zwischen Mann und Frau radikal abgekoppelt sind. Die menschliche Identität wird einer individualistischen Wahlfreiheit ausgeliefert, die sich im Laufe der Zeit auch ändern kann. «[45] Es ist beunruhigend, dass einige Ideologien dieser Art, die behaupten, gewissen und manchmal verständlichen Wünschen zu entsprechen, versuchen, sich als einzige Denkweise durchzusetzen und sogar die Erziehung der Kinder zu bestimmen. Man darf nicht ignorieren, dass » das biologische Geschlecht (sex) und die soziokulturelle Rolle des Geschlechts (gender) unterschieden, aber nicht getrennt werden [können] «.[46] Andererseits hat » die biotechnologische Revolution im Bereich der menschlichen Zeugung […] die technische Möglichkeit geschaffen, den Akt der Zeugung zu manipulieren und ihn von der sexuellen Beziehung zwischen Mann und Frau unabhängig zu machen. Das menschliche Leben und die Elternschaft sind auf diese Weise zu etwas geworden, das zusammengefügt oder getrennt werden kann. Sie unterliegen nun vor allen Dingen den Wünschen des Einzelnen oder des […] Paares. «[47] Verständnis zu haben für die menschliche Schwäche oder die Vielschichtigkeit des Lebens, ist etwas anderes, als Ideologien zu akzeptieren, die beabsichtigen, die in der Wirklichkeit untrennbaren Aspekte in zwei Teile auseinanderzunehmen. Verfallen wir nicht der Sünde, den Schöpfer ersetzen zu wollen! Wir sind Geschöpfe, wir sind nicht allmächtig. Die Schöpfung geht uns voraus und muss als Geschenk empfangen werden. Zugleich sind wir berufen, unser Menschsein zu behüten, und das bedeutet vor allem, es so zu akzeptieren und zu respektieren, wie es erschaffen worden ist.
Liebe FAZ, jetzt bin ich aber baff! Darf ich mich dem neurechten Reigen noch anschließen? Denn anscheinend ist der Begriff Geschlecht doch etwas klarer, und das mit den „Rollen“ sieht Seine Heiligkeit auch etwas enger als ihr.
Uiuiui, wenn das Liane Bednarz rausfindet. Da hat die aber dann ordentlich zu tun, um Franziskus‘ ganze Verzweigungen zu sichten…
Nachtrag von 20:56 Uhr
Die im apostolischen Schreiben angegebenen Fußnoten beziehen sich auf die Relatio Finalis. Franziskus meint demnach wohl diesen Absatz:
Der Arbeitsgruppe war wichtig zu betonen, dass die christliche Überzeugung grundsätzlich davon ausgeht, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen und sie gesegnet hat, damit sie ein Fleisch seien und fruchtbar werden (Gen 1,27f; 2,24) Mann- und Frausein sind in ihrer ebenbürtigen personalen Würde wie in ihrer Unterschiedenheit Gottes gute Schöpfung. Nach christlichem Verständnis einer Einheit von Leib und Seele lassen sich biologische Geschlechtlichkeit („sex“) und sozio-kulturelle Geschlechtsrolle („gender“) zwar analytisch voneinander unterscheiden, aber nicht grundsätzlich oder willkürlich voneinander trennen. Alle Theorien, die das Geschlecht des Menschen als nachträgliches Konstrukt ansehen und seine willkürliche Auswechselbarkeit gesellschaftlich durchsetzen wollen, sind als Ideologien abzulehnen. Die Einheit von Leib und Seele schließt ein, dass das konkrete soziale Selbstverständnis und die soziale Rolle von Mann und Frau in den Kulturen verschieden ausgeprägt und einem Wandel unterworfen sind. Daher ist das Bewusstwerden der vollen personalen Würde und der öffentlichen Verantwortung der Frauen ein positives Zeichen der Zeit, welches die Kirche wertschätzt und fördert (Johannes XXIII. Pacem in terris 22).
Überraschung!