Au revoir, Identité

7. April 2016
Kategorie: Europa | Freiheit | Historisches | Medien | Regionalismus

Stellen Sie sich vor, Ihre Heimatstadt oder Ihr Heimatdorf würde von heute auf morgen ihren/seinen Namen verlieren und nur noch „Ort“ heißen. Klingt verrückt? So etwas Ähnliches passiert derzeit in Frankreich.

Ich hatte noch im letzten Jahr lang und breit erläutert, was derzeit unter dem Deckmantel der Le-Pen-Bekämpfung in Frankreich geschieht. Die Sozialisten schaffen Frankreich ab. Stück für Stück. Die historisch gewachsenen Regionen mit ihren Wurzeln, die bis ins frühe Mittelalter, teils sogar in die Spätantike zurückreichen, werden vom französischen Zentralstaat (wieder) abgeschafft. Man glaubt sich an revolutionäre Verhältnisse wie um 1800, als die glorreichen Revolutionäre die historischen Provinzen zugunsten namenloser Fluss-Departments eliminierten.

Der erste Fall betrifft auch Deutschland, denn das neu geschaffene Gebiet prägt sowohl die deutsche, wie die französische Geschichte. Wie schon angekündigt: die Champagne, Lothringen und das Elsass, drei verschiedene Regionen mit einer eigenen Geschichte, werden zusammengewürfelt zu einem formlosen, grauen Etwas. Und was keine Form, was keine Geschichte, was keine Kultur hat, besitzt auch keinen Namen. Vergangen die Kriege, als man sich darum stritt, ob es Straßburg oder Strasbourg, Elsass oder Alsace hieß. Vorbei die Erinnerung an das Königreich Lothringen, das Mittelreich zwischen Westen und Osten, das noch bis in die Renaissance hinein die Gemüter prägte. Vorbei der Klang von Champagnergläsern.

Nunmehr hat dieser Moloch, den man übergangsweise Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine nannte, seine Bestimmung, eine schicksalsträchtige, und passende; was nichts ist, was nichts war und was nichts sein kann, erhält auch keinen Namen, mit dem man sich identifizieren möchte. So ist die Wahl „Grand Est“ für diese Region passend gewählt. Wenn nichts mehr einfällt, genügen Himmelsrichtungen.

Das passiert, wenn Bürokraten über das Schicksal von Nationen bestimmen. Auch hierzulande habe ich oft den Eindruck, dass Deutschland nicht mehr weiß, was es ist. Als ich in Italien war und für kurze Zeit zurückkehrte – es war das Jahr 2006 oder 2007 – war Deutschland nur noch Schland. Jetzt, ohne Grenzen, ist es eben nur noch „Land“.

Insofern finden sich die „Großostler“ in bester Gesellschaft ihres Nachbarn „Land“. Vielleicht treffen sich auch mal ein paar Großostler in einer Durchschnittsstadt irgendwo am Fluss, wo man dann großöstlichen Sprudelsekt trinkt, dazu Würste aus Land.

Relativismus auf Völker- und Länderebene. Der Regionalist in mir hat gerade wilde Abschottungsträume bezüglich einer großen Mauer zwischen Alpen und Apennin gegen diesen grenzenlosen Wahnsinn.

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