Wache auf und komm wieder zu dir selbst!

22. März 2016
Kategorie: Antike | Fremde Federn | Philosophisches

Aus den Selbstbetrachtungen des Römischen Kaisers Marc Aurel, Buch VI, 29, 31-34.

Schändlich ist es, wenn deine Seele schon ermüdet, ohne daß der Leib schon müde ist.

Wache auf und komm wieder zu dir selbst! Und wie du beim Wiedererwachen erkannt hast, daß es nur Träume waren, die dich beunruhigten, so sieh auch im wachenden Zustande die Unannehmlichkeiten als Träume an.

Ich bestehe aus Leib und Seele. Für den Körper ist alles gleichgültig; denn er ist unfähig, Unterschiede wahrzunehmen. Für meine Seele ist auch alles gleichgültig, was nicht eine Wirkung von ihr ist. Ihre eigenen Wirkungen aber hängen lediglich von ihr selbst ab. Dies ist jedoch bloß von denen zu verstehen, die sich auf den gegenwärtigen Augenblick beziehen; denn ihre künftigen und vergangenen Wirkungen sind für sie gleichfalls bereits gleichgültig.

Keine Verrichtung der Hand oder des Fußes ist widernatürlich, solange der Fuß die Funktion des Fußes und die Hand die der Hand verrichtet. So ist mithin für den Menschen als solchen keine Bemühung widernatürlich, solange er die Funktion des Menschen verrichtet. Widerstreitet sie aber seiner Natur nicht, so ist sie für ihn auch kein Übel.

Wie viele Sinnesfreuden haben nicht Räuber, Unzüchtige, Vatermörder, Tyrannen genossen?

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