Ich tue meine Pflicht, alles Übrige kümmert mich nicht

18. Februar 2016
Kategorie: Antike | Fremde Federn | Philosophisches

Aus den Selbstbetrachtungen des Römischen Kaisers Marc Aurel, Buch VI, 21-25

Kann mir jemand überzeugend dartun, daß ich nicht richtig urteile oder verfahre, so will ich’s mit Freuden anders machen. Suche ich ja nur die Wahrheit, sie, von der niemand je Schaden erlitten hat. Wohl aber erleidet derjenige Schaden, der auf seinem Irrtum und auf seiner Unwissenheit beharrt.

Ich tue meine Pflicht, alles übrige kümmert mich nicht; denn dies ist entweder unbeseelt oder vernunftlos oder verirrt und des Wegs nicht kundig.

Die vernunftlosen Tiere und überhaupt alle Sinnenwesen, die keine Vernunft haben, behandle als vernünftiger Mensch hochherzig und edel, die Menschen aber, weil sie Vernunft haben, behandle mit geselliger Liebe; bei allem aber rufe die Götter an. Übrigens kümmere dich nicht darum, wie lange du noch dies tun wirst: denn selbst drei solcher Stunden sind hinreichend.

Alexander von Mazedonien und sein Maultiertreiber haben nach ihrem Tode dasselbe Schicksal erfahren. Denn entweder wurden sie in dieselben Lebenskeime der Welt aufgenommen oder der eine wie der andere unter die Atome zerstreut.

Bedenke, wieviel bei einem jeden von uns in einem und demselben Augenblicke vorgeht, Leibliches zugleich und Geistiges. Dann wirst du dich nicht wundern, daß noch viel mehr, ja daß alles, was da ist, in der einen Gesamtheit, die wir die Welt nennen, zugleich sein Dasein hat.

Teilen

«
»