#Aufschrei 2016

7. Januar 2016
Kategorie: Alltägliche Gedankenstreifzüge | Italianità und Deutschtum | Medien | Musik | Non enim sciunt quid faciunt

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mich bezüglich der Geschehnisse, die bekanntermaßen am Silvesterabend in der mir sehr nahe liegenden CCAA nicht stattfanden – dafür umso mehr ab dem 4. Januar – überhaupt äußern soll; leider neigen solche unweigerlich ins Unschöne abdriftende Themen zu Querelen, die ich schon häufig genug anderswo erlebe.

Nun denn. „Junge Männer“ eben. Ich bin doch immer wieder überrascht, wie bei jedem möglichen, illegalen Einwanderer differenziert und unterschieden werden muss, und besonders bezüglich einer gewissen Religion, aber pauschal „Rechte“ (Adenauer war auch Rechter – damnatio memoriae, anyone?) für Anschläge auf Flüchtlingsheime verantwortlich gemacht werden dürfen, oder eben „Junge Männer“ als laufende Zeitbomben, die prinzipiell ihre von Testosteron angeheizten Aktionen an jungen Damen ausführen. Eine gewisse Nation war ja schon immer sehr gut darin, so etwas wie Kollektivschuld nie anzuwenden, außer gegen sich selbst.
Ganz harmlos fragt daher der Löwe: wenn „junge Männer“ also prinzipiell so sind, und das alles mit der Kultur nichts zu tun hat, und auch nicht mit der Religion, und besonders nicht mit den flugs dieses Jahr eingewanderten Millionenschar:

Warum dann ausgerechnet an Silvester 2015, und nicht etwa – sagen wir – all die Jahre zuvor?

Natürlich wäre der Löwe nicht der Löwe, wenn er nur mit den Flügeln etwas Sand in die Augen der Leser streute, sondern auch ein vorzüglich-grolliges Geräusch von sich gäbe. Denn um das Fass voll zu machen, will ich neben dieser unterschwellig ausgeübten rechtspopulistischen Äußerung ein schönes Lied hinzufügen, das noch Nationalismus und Chauvinismus, sowie Sexismus gegen Frauen beinhaltet. Denn Hier ist ein gar schröckliches Vergewaltigungslied, das mit zu einer der beliebtesten Soldatenlieder der italienischen Truppe zählt. Da sehen wir: hier ist er, der weiße, böse Mann.

Maestro, Musik. Die ersten beiden Zeilen werden dreimal wiederholt, die letzten beiden zweimal.

Sul Monte Grappa
ci sta una Ricciolina
che fa l’amore
col Bersaglier.

Auf dem Monte Grappa
steht ein Mädchen mit Locken*
die Liebe macht**
mit dem Bersaglier.

______________________
*Ja, bei uns im Italienischen haben wir EIN WORT (Ricciolina) dafür, soetwas wie „Lockenköpfige“.
**Ich versuche so wortgetreu wie möglich zu sein, nehme mir aber einige Freiheiten raus.

O Ricciolina
tu sei la mia morosa,
sei la morosa
del Bersaglier.

O Lockenköpfige
du bist meine Geliebte,
du bist die Geliebte
des Bersaglier.

La Ricciolina
abbraccia il Bersagliere
e se lo bacian
tutta passion.

Die Lockenköpfige
umarmt den Bersagliere
und sie küssen sich
mit aller Leidenschaft.

A sette mesi
è nato un bel bambino
con la divisa
da Bersaglier.

Nach sieben Monaten
wird ein schöner Junge geboren
mit der Uniform
eines Bersaglier.

A cinque anni
andava in bicicletta
col pennacchietto
da Bersaglier.

Nach fünf Jahren
fährt er mit dem Fahrrad
mit dem Federbusch
eines Bersaglier.

Il Monte Grappa
ha fatto un Bersagliere
e per la Patria
ed è per te!

Der Monte Grappa
hat einen Bersagliere gemacht
für das Vaterland
und er ist für dich!

So viel Frauenfeindlichkeit. So viel reaktionäres Gedankengut. Neues Soldatenfutter für die Armee! Vaterland! Und das durch offenbare Vergewaltigung! Circle of Life auf Italienisch. Schäm dich, Italien, schäm dich Europa! Darüber macht man keine Witze. Im Islam ist das alles glücklicherweise anders. Wenn sich auch alle Frauen in Europa bald einen Ganzkörperduschvorhang angezogen haben, werden diese Probleme unweigerlich aufhören.

Ernsthaft, wenn die Medien diese Zerstörung des früher mal sehr lockeren Verhältnis zwischen Mann und Frau weiter anheizen, brauchen wir bald ein ganzes Heer von Bersaglieri die irgendwelche Frauen auf dem Monte Grappa schwängern, weil sich keiner mehr auf eine Armlänge an Frauen traut aus Angst vor Pfefferspray. Und wozu diese Selbstkasteiungen? Wegen Menschen die nichts, rein gar nichts mit uns zu tun haben, außer, dass sie jetzt auch hier leben. Alles wird dafür aufgeopfert, selbst das mittlerweile in Deutschland unglaublich fragil gewordene Verhältnis zwischen den Geschlechtern.

Aber „Junge Männer“ sind ja so. Denn wie ich schon woanders las: Herkunft und Religion spielen da gar keine Rolle.

Und wenn ich mir schon Ärger einhandele, will ich wenigstens mal politisch-inkorrekte Soldatenlieder der Bersaglieri in der Öffentlichkeit abgespielt haben. Das war’s wert.

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