An dieser Stelle nochmals der obligatorische Neujahrsgruß, den ich allerdings durch Heideggers Worte weitaus angemessener ausgesprochen empfinde; Jahresanfang und Jahresende sind rein mathematische und manchmal sogar recht willkürlich festgesetzte Zäsuren, wie ich bereits in einem früheren Beitrag näher erörterte. Lange Zeit begann das Jahr an Weihnachten, am 1. März, an Mariä Verkündigung oder sogar dem 1. April.
Ebenso wenig halte ich von Vorsätzen für ein neues Jahr; einen neuen Abschnitt sehe ich nicht darin, dass man Kalenderblätter abreißt, sondern sehe immer die strikte, ewige Kontinuität, die sich ab und an wiederholen mag. Wer die reine Kontinuität sieht, hat einen Lebensvorsatz, und keine Vorsätze im Klein-Klein des Zeitgeistes. Ich bin daher an dieser Stelle auch kein Freund Chesterstons, der von neuer Seele, Wiedergeburt oder gar einer neuen „Nase“ fabuliert, die man uns jedes neue Jahr schenkt. Der Höhepunkt des Unsinns betrifft dessen Aussage, dass der, der zu Neujahr keine Vorsätze fasse, überhaupt keine mehr fasse.
Wer dieser Meinung ist, der lebt eben nur in Abschnitten, nur in Stunden, nur in Tagen, nur in Monaten und Jahren; dies mag ordnungsverliebten Menschen entsprechen, widerspricht aber der Einheit der Zeit als solcher, die in sich selbst und in Ewigkeit ruht. Alles andere ist menschengemacht.
Ewigkeit muss nicht immer dem Chaos entsprechen, aber sie entspricht wohl auch nicht immer der Ordnung. Wir leben in Sekunden, wir leben in der Gegenwart und dennoch in der Symbiose aller Vergangenheit die da war und jeder Zukunft, die da kommen mag; dieses „Sein“ und „Dasein“, das Heidegger metaphorisch (oder: metaphysisch?) im Feldweg darstellt, erscheint mir jedenfalls plausibler.
Oder man muss schon eine ordentliche Menge Silvesterpunsch intus haben, wenn man wirklich glaubt, diese knallende Festivität hätte irgendeinen tieferen Sinn. Als jemand, der an Silvester geboren ist, erlaube ich mir, solche harten Urteile über Jahreswechsel fällen zu können. Die damit verbundene Romantik konnte ich jedenfalls noch nie teilen.
Werfe ich einen Blick auf den Verlauf des letzten Monats zurück, so ist leider nur wenig von dem Erwünschten in Erfüllung gegangen. Die Anekdoten sind gefloppt, vom verlangten Manuskript höre ich auch nicht mehr, und allgemein merke ich, wie vieles in mir selbst derzeit nach Ruhe ruft. Ich kann daher schon jetzt sagen, dass ich im Januar wohl nicht jeden Tag einen Beitrag abfassen werde, auch, weil mir wieder mal die Gedanken derzeit woanders stehen; inklusive eines möglichen Umzugs. Das hat sich auch nicht zuletzt auf das aktuelle Projekt ausgewirkt, bei dem ich mal wieder eine Pause eingelegt habe.
Andererseits gibt es für diesen Monat einige Themen in diesem Diarium, die ich immer noch sehr gerne besprechen will. Ob ich alles davon schaffe, was ich mir vorgenommen habe, wird dann wieder die Zeit zeigen.