Das Jahr 2015 ist aus schreibender Sicht ein außergewöhnliches für mich. Seit 2011 habe ich wohl nicht mehr so viel gemacht; bis September hing ich am Caravaggioduft, anschließend legte ich innerhalb von zwei Monaten die Euganeischen Anekdoten nach… und jetzt das.
Schon am Ende von Caravaggioduft herrschte keinerlei Leere oder Erschöpfung bei mir vor. Im Gegenteil: danach schloss sich mit den Euganeischen Anekdoten gleich das nächste Projekt an. Wie ich öfters betone, handelt es sich nur um eine Gelegenheitsarbeit, ein Projekt, das ich seit Jahren umsetzen wollte, und dann doch etwas mehr wurde, als ich gerechnet hätte (was im Sinne von Qualität und nicht Quantität zu verstehen ist). Am Ende war ich zudem überrascht, dass das Buch sogar dicker wurde als die Tochter des Marco Polo (hier gilt der Quantitätsaspekt nun wirklich).
Schon in den Wochen, als ich an den letzten Geschichten saß, dachte ich nicht an Pause, sondern an die nächste Story. Einige Erzählungen waren ja auch nichts anderes, als bereits ad acta gelegte Romanideen. Eine davon wurde mir wieder sehr bewusst; aber ähnlich wie beim Caravaggioduft stellte ich sie nach hinten, damit sie – wie 434 – reifen könnte, um womöglich später umso stärker zurückzukehren.
Wie anderweitig erwähnt, waren die Anekdoten zwar ein Flop, aber überraschenderweise fielen die Reaktionen zu den Palatina-Geschichten am positivsten aus: insbesondere das Silberhermelin erfreute sich großer Beliebtheit. Eine meiner liebsten Geschichten ist dagegen die vom Aufstieg des Ezzo Malpazzi. Womöglich, weil mich als Machiavellist Systemumstürze, politisches Taktieren und das Ankämpfen der „Alten Welt“ aus Prinzipien, Ehre und Treue mich am meisten faszinieren. Die Familie der Testabella e Braccioleone ist daher auch deswegen so spannend für mich, weil sie immer wieder in jeder Generation mit diesen Extremen ringen muss.
Mir schwebte also als nächstes Projekt etwas Palatinisches vor. Möglicherweise wieder ein Band mit Erzählungen, aber keine Anekdoten, sondern echte Erzählungen im Stile des Silberhermelins, Ezzo Malpazzis oder der Zwillinge. Themen und Titel hatte ich schon. Neben dem Märchen von der Lachsschaumkuh hätte auch Samech, die Buchstütze, dort ihren Platz bekommen. Nach dem ernüchternden Ende der Anekdoten starb aber diese Idee der „Briefe aus Palatina“ wieder sehr schnell.
Damit regte sich erneut die Idee des Palatina-Romans, für den ich mir vorab – wie beim Principe – die Erlaubnis einholte, einige Figuren zu verwenden, um diese im Falle eines Falles auftreten zu lassen. Zuerst wollte ich dies ganz umgehen, indem ich das Geschehen in die Zeit der späten Kommune verlegte, wo nur durchweg neue Charaktere aufgetreten wären.
Zuletzt drängte sich jedoch ein anderer Gedanke auf, nämlich jener, einen Plot zu verwenden, den ich in Entwürfen für ein anderes Projekt mal ersonnen hatte. Es handelte sich dabei jedoch nur um grobe Skizzen.
Aber die Symbiose aus diesen beiden Ideen machte das Ganze so spannend und entzündete bei mir einen Funken, der durchaus so heiß war wie am Anfang anderer Novellen.
Exposee, Pitch und schon eine lose Nennung der wichtigsten Szenen standen nach zwei Tagen. Und diejenigen, die bereits einen Blick auf die neue Novelle warfen, dürften bemerkt haben, wie schnell diese mir derzeit von den Händen geht.
Kontinuität. Zeit. Es geht immer weiter. Das sind nicht nur Themen dieses Buches, sondern auch ein Gefühl, das mich dieses ganze Jahr über begleitet…