Letzter Sonntag im Jahreskreis; Evangelium nach Johannes 18,33b-37.
In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?
Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?
Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.
Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
Der Heilige Augustinus schreibt dazu:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“
Hört her, Juden und Heiden […] hört her, alle Königreiche der Erde! Ich hindere euch nicht daran, über die Welt zu herrschen, „mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Lasst euch also nicht von dieser unverständigen Furcht beherrschen, die Herodes ergriff, als man ihm meine Geburt verkündete […] Nein, so sagt der Erlöser, „mein Reich ist nicht von dieser Welt“. Kommt alle in dieses Königreich, das nicht von dieser Welt ist. Tretet ein durch den Glauben. Die Furcht soll euch nicht grausam werden lassen. Es stimmt zwar, dass der Sohn Gottes in einer Prophezeiung vom Vater spricht und sagt: „Ich selber habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg.“ (Ps 2,6). Doch dieser Zion und dieser Berg sind nicht von dieser Welt.
Was also ist sein Reich wirklich? Es sind die, die an ihn glauben, die, zu denen er spricht: „Ihr seid nicht von dieser Welt, so wie ich nicht von dieser Welt bin“ (vgl. Joh 17,16). Und dennoch will er, dass sie in der Welt sind, und er betet zu seinem Vater: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ (Joh 17,15). Denn er sagte nicht: „Mein Reich ist nicht in dieser Welt.“, sondern sehr wohl: „Es ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich nicht ausgeliefert würde.“ (Joh 18,36).
Sein Königreich hingegen ist wirklich bis zum Ende der Welt hier auf Erden; bis zur Ernte wächst das Unkraut inmitten des Getreides (vgl. Mt 13,24f.) […] Sein Reich ist nicht von hier, denn er ist in dieser Welt wie ein Reisender. Denen, die ihm untertan sind, sagt er: „Ihr seid nicht von der Welt, weil ich euch aus der Welt erwählt habe.“ (Joh 15,19). Sie waren also von dieser Welt, als sie noch nicht sein Königreich bildeten und sie gehörten dem Fürsten dieser Welt (vgl. Joh 12,3) […] Alle, die dem Geschlecht des sündigen Adam entstammen, sind von dieser Welt. Alle, die in Jesus Christus neu erschaffen wurden, gehören zu seinem Königreich und nicht mehr zu dieser Welt. „Gott hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.“ (Kol 1,13).
Das ist an all jene gerichtet, die gerade unter dem Eindruck der jüngsten Anschläge immer wieder das Christentum relativieren und auf eine Stufe mit dem Islam stellen wollen.
Es ist nicht dasselbe.
Der Koran hat eine ganz dezidierte, politische Botschaft. Mohammed war ein Staatslenker, mit allem, was dazu gehört. Der Kalif ist eben nicht nur ein religiöses Oberhaupt. Und es gibt eine ganz konkrete Vorstellung eines Gottesstates.
Jesus aber sagt: er sei ein König, dessen Reich nicht von dieser Welt ist. Das Christentum ist in seinem Kern nicht politisch. Es kennt auch keinen Heiligen Krieg; Kreuzzüge sind nun einmal eine Reaktion auf den Dschihad, und genuin nicht mit dem Neuen Testament vereinbar.
Das Christentum will keine Macht. Es will Wahrheit. Sein Reich ist ein Reich des Glaubens.