Der Eremit

22. November 2015
Kategorie: Die Euganeischen Anekdoten | Ironie

Geradezu ironisch erscheint der Umstand, dass D’Annunzio, der aus dem sonnenverwöhnten Pescara stammte und die Öffentlichkeit genoss, eine ungewöhnliche Empfindlichkeit gegenüber dem Licht hegte. Beim Spaziergang sah man ihn selten ohne Sonnenschirm; dabei verblieb er zusätzlich im Schatten der Bäume. Seine Wohnungen verhüllte er mit schweren Vorhängen, und seine Gäste wunderten sich über dieses Verhalten.

Mit dieser Marotte hing ein übersteigertes Gefühl für die eigene Privatsphäre zusammen. Der Künstler mochte es gar nicht leiden, wenn man ihn ungefragt störte, und zog sich manchmal tagelang in seine Bücherhöhle zurück, in der nur das Papier und das Zwielicht herrschte, zusammen mit einem Glas Wein oder Absinth. Er war dann für niemanden zu sprechen. Dieses Verhalten erreichte einen Höhepunkt, nachdem man ihn aus Fiume gejagt hatte, und er sich in seine Villa zurückzog.

So ist überliefert, dass, als sein Verleger vorbeischaute, dieser nur den Pförtner antraf.

»Verzeiht«, meinte der Gast, »ist Signore D’Annunzio daheim?«

Darauf antwortete der Pförtner:

»Einen Moment – ich werde ihn sofort fragen.«

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