Schon merkwürdig, dass es angeblich anderthalb Jahre her sein soll, dass ich dieses E-Book auf Amazon hochgeladen habe. Die Erfahrung war für mich reichlich ambivalent. Womöglich, weil man sich eher das Negative als das Positive merkt. Und wie alles, was ich mal niedergeschrieben habe, verfolgt mich auch dieses „Kapitel“ selbst dann, wenn man denkt, es lange abgeschlossen zu haben.
Im Gegensatz zum allgemeinen Klischee ignoriere ich Kritik nicht. Im Gegenteil. Wenn ich mein eigenes Selbstvertrauen erodiert sehe, weil mir vorgeworfen wird, die einfachsten Formen der Grammatik nicht zu beherrschen, dann löst das natürlich etwas bei mir aus. Man könnte denken, dass nach 5.000 Seiten Löwengeschichten an mir solch eine Unterstellung abprallt. Wieder sage ich: im Gegenteil. Und weil der Zweifel dann an einem nagt, bleibt im Hinterkopf immer etwas zurück. Dieser nagende Zweifel hängt in meinen hinteren Gehirnwindungen seit der Veröffentlichung der Tochter.
So blieb für mich nur die logische Konsequenz, Lauras Novelle einem Lektorat unterziehen zu lassen. Im Nachhinein betrachtet hätte ich dies früher tun sollen; nicht des Prinzips wegen, sondern womöglich auch hinsichtlich meines Selbstvertrauens. Denn – entgegen anderslautender Bekundungen – hielt sich die Fehlerhaftigkeit des Manuskripts in überschaubaren Grenzen. Kommafehler, die mal in einer Amazon-Rezension beanstandet wurden, waren auf 250 Seiten 4 – in Worten: vier – zu finden.* Auch andere Kritik bezüglich falscher Formen hielten sich entgegen dem, was ich mir so anhören musste, in einem mehr als erträglichem Rahmen. Was – und das will ich hier betonen! – keine Entschuldigung für einen fehlerhaften Text sein kann.
Man kann daher meinen Stil als: gewöhnungsbedürftig, individuell, merkwürdig, hölzern, eigenartig, befremdlich oder auch grauenhaft bezeichnen. Zumindest auf der Basisebene einer grammatikalisch korrekten Sprache habe ich mir wenig vorzuwerfen – wer ein Manuskript von über 200 Seiten sechsmal durchliest, übersieht auch dann immer noch offensichtliche Dinge (manchmal ganze Worte), die man ansonsten richtig schreiben würde. Insofern war das Lektorat auch eine Gewissensentlastung für mich. Das spürt man erst, wenn man das Manuskript dann noch mal erledigt hat. Das gute Gefühl, etwas ad acta gelegt zu haben, ist eine Genugtuung.
Auch hier lief natürlich nicht alles problemlos. Die Korrekturfassung besitze ich seit November. Dennoch kam ich nicht dazu, das Manuskript umzuarbeiten. Einerseits, weil ich – wie in einem früheren Beitrag erwähnt – selbst nicht so ganz mit dem nachkam, was ich abseits meiner Schreibarbeit mache. Andererseits, weil ich – wenn ich denn Zeit hatte – mich auf das neue Schreibprojekt konzentrieren wollte.
Bleibt die Frage: ist das Kapitel „Tochter des Marco Polo“ damit abgeschlossen?
Schwierig zu beantworten. Zuerst einmal halte ich die Gelegenheit für passend, die lektorierte Fassung jetzt hochzuladen. Der 25. April – San Marco – steht vor der Türe. Darauf hingearbeitet habe ich nicht. Symbolisch ist das Datum dagegen schon. Mittlerweile ist auch wieder der alte 2,99er Preis eingestellt, der sich aufgrund von neuen Amazonbestimmungen leicht erhöht hatte (auf 3,09€). Ich bin tatsächlich bereit, den Preis erheblich zu drücken, befürchte dann aber weiterhin, dass die „Tochter“ als Billigware angesehen werden könnte. Das will ich Laura nun nicht antun (auch wenn Feng es vielleicht verdient hätte?).
Auch bei der Kategorie bin ich unsicher geworden. Derzeit sind bei Amazon nur zwei erlaubt. Zufrieden bin ich damit nicht; womöglich, weil bereits einige mir vorwarfen, die „Tochter“ sei kein Historischer Roman. Gut, wenn man sich die heutigen Mitbewerber auf diesem Feld ansieht, dann ist er es vermutlich nicht; andererseits, würde Dumas heute leben, dann würden auch seine Klassiker aus dem Rahmen fallen. Und auch Umberto Eco hätte in seiner Dreiteilung der Typen des Historischen Romans vermutlich Dumas‘ Werk eher in die Gruppe des Historischen Abenteuerromans eingeordnet, der im eigentlichen Sinne „kein Historischer Roman“ sei (Zitat Eco).
Doppelschwierig. Mit Puristen kann man schwer streiten. Die Sache ist mir doch ein bisschen zu heiß und mache daher lieber einen Rückzieher. Fragt sich nur wohin.
Insofern könnte es sein, dass ich vielleicht noch einmal versuche, die „Tochter“ gratis anzubieten. Wäre eigentlich eine hübsche Aktion zu San Marco. Einfach aus Prinzip.
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*Bezeichnenderweise wurde diese 1-Sterne-Kritik mittlerweile – von Amazon? – gelöscht.