Jugendlicher: „Gib mir Banana split!“
Ich: „Bananensplit gibt es nur bei der Verwendung richtiger Grammatik.“
Jugendlicher: „Hey, ich habe LRS!“
…
So geschehen. Tatsächlich habe ich noch etwas ausgelassen: nämlich die verständnisvolle Antwort eines Anwesenden, der äußerte, er kenne das Problem. Nein, nicht die Unfähigkeit von Jugendlichen, sich einer Präposition zu bedienen; auch nicht deren mangelnde Einsicht, dass „LRS“ kein Freifahrtschein für alle Probleme ist; auch nicht das Unverständnis, dass Aussprache, Grammatik und Orthographie drei verschiedene Paar Schuhe sind; und zuletzt: dass selbst, wenn eine LRS vorliegt, dass diese nicht mangelnde Höflichkeit entschuldigt. Stattdessen gab es Verständnis für die Problematik des armen Jungen.
Ich will nicht abstreiten, dass diese Leute existieren, und diese tatsächlich Probleme haben. Im Gegenteil, zu Schulzeiten hatte ich einen engen Freund, der darunter „litt“. Der Unterschied: er hat niemals daraus eine große Sache gemacht. Er hat es nicht einmal erwähnt, ich bekam es eher durch Zufall mit. Die Problematik besteht eher darin, dass es mittlerweile eine Geisteshaltung gibt, die immer alles irgendwie entschuldigt und soweit führt, dass man Normen – Höflichkeit, beispielsweise – fallen lässt, weil man sich mit einem Satz herausreden kann. Zudem ist es Hohn gegenüber Leuten, die tatsächlich an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche leiden. Denn vermehrt höre ich Jugendliche Sätze sagen, die folgendermaßen klingen:
„Gib Brötchen“, „Gehst du Villa?“, „Ich geh Tür“.
Als Rheinischer Venezianer bin ich natürlich daran gewöhnt, Formulierungen wie „Ich bin mittem Auto hier“ oder „Unterem Dach issen Stapel Kisten gelagert“ zu hören und sogar von mir zu geben. Der Unterschied: hier ist die Präposition definitiv vorhanden, wenn auch abgekürzt, bzw. im rheinischen Singsang zusammengequetscht. Die obigen Beispiele entbehren aber jeder Art von Präposition. Soll das nun alles auf „LRS“ zurückzuführen sein? Statistisch gesehen dürfte die Rate der Betroffenen unter 5% liegen. Bleibt nur der Schluss: anscheinend wohnen die alle bei mir in der Umgebung… oder ich bin Sprachrassist. Ich bin sicher, ich bin letzteres. Deutsch ist ja nur meine Zweitsprache.