Nikolaus

6. Dezember 2013
Kategorie: Die Tochter des Marco Polo | Historisches | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Zum Tage

An einem 6. Dezember soll der Heilige Nikolaus von Myra verstorben sein. Ursprünglich vor allem im östlichen Mittelmeerraum verehrt, kam dem Nikolauskult spätestens mit der… Überbringung der Gebeine nach Bari auch im Westen hohe Bedeutung zu. Nikolaus galt als Beschützer der Kinder, Seeleute und Kaufmänner.

Daraus resultiert die hohe Dichte von Nicolai-Kirchen auch in Deutschland – die meisten Kaufleute schlossen sich in Gilden zusammen, die nach dem Heiligen benannt wurden. Da jede Gilde zumeist eine Kapelle besaß, wurde diesem dem Heiligen Nikolaus gewidmet (in allen möglichen Namensformen, von Niklas hin bis zu Claas und anderen Verformungen). Dies ist der Grund für eine hohe Dichte von solchen Heiligenkirchen im ehemaligen hanseatisch-norddeutschen Raum, der heute zumeist protestantisch geprägt ist. In Venedig und anderen Städten nahm er als Patron der Kaufleute eine nicht minder wichtige Stellung ein; die Verbreitung des Namens Niccolò in dieser Region spricht Bände.

Bereits im Mittelalter war der Brauch des Schenkens am Nikolaustag verbreitet. Vor allem Nüsse und Früchte erfreuten sich Beliebtheit, Geldgeschenke waren eher selten. Dieser Brauch soll auf eine Legende zurückgehen, demnach ein Vater keine Mitgift für seine drei Töchter aufbringen konnte, und daher drohte, diese in die Prostitution zu verkaufen (das entspräche heute wohl dem Versuch, bei Dieter Bohlens Sendungen unterzukommen). Nikolaus soll dies gehört und die Töchter in der Nacht mit drei Goldgeschenken besucht haben, damit diese dem Schicksal entgingen. Ein Grund, weshalb Nikolaus bis heute auf manchem Wappen oder Gemälde mit drei Goldklumpen abgebildet wird.

Später sollte es sich so entwickeln, dass Jungen ihre Geschenke von Sankt Nikolaus am 6. Dezember erhielten, Mädchen dagegen eine Woche später an Sankt Lucia (13. Dezember). Das Luciafest spielt heute noch in Schweden eine große Rolle – und natürlich auf Sizilien, dem Heimatort der Heiligen. Allerdings wurden auch diese Gebeine mal wieder… überbracht, und liegen heute in Venedig, wo das Luciafest ebenfalls Bedeutung hatte und sich von dort in ganz Norditalien verbreitete.

Zurück zu den Geschenken dem Heiligen Nikolaus. Ein gewisser Martin Luder fand das irgendwann mit den ganzen Heiligen gar nicht mehr toll, auch, wenn diese Heiligen zur Kultur gehörten. Da Martin aber schon einmal dabei war, den Jakobusbrief in der Heiligen Schrift zu verstellen, machte er auch vor dem Nikolaus nicht Halt, und verlegte das Schenken auf Weihnachten.  Das Christkind war geboren, und der Mann im roten Gewand sollte erst durch einen zwielichtigen amerikanischen Zuckerwasservertreiber neu erstehen. Bis heute werden jedoch außerhalb des katholischen Milieus die Geschenke zumeist zu Weihnachten verteilt.

Hier ist das natürlich anders. Heute ist es den ganzen Tag noch möglich, die „Tochter“ aus dem Nikolausstiefel zu ziehen. Wartet also nicht bis morgen, weil dann Knecht Amazon Ruprecht die Aktion beendet. Allerdings ist sie selbst dann noch bis Januar vergünstigt.

In diesem Sinne: ein schönes Nikolausfest.

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