Christopher Rausch, Physiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, meldet sich mit einer „Kritik der Technik“ zu Wort, die mit dem „technischen Geist“ abrechnet, der nicht nur seine Kollegen, sondern den gesamten Westen bis heute beherrscht.
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Die Wesensmerkmale des darauf triumphierenden technischen Geistes, die Rausch beschreibt, wirken schon bei ihrer Nennung alles andere als heilsbringend: darunter Determinismus, Unterwerfung, Reduktionismus, Ausbeutung, Funktionalismus, Unpersönlichkeit und Mangel. Das erscheint paradox, hat doch die Technik der Menschheit einen historischen Wohlstand beschert. Rausch bezieht sich in seiner Mangel-Analyse auf Friedrich Georg Jünger: „Wenn ich Reichtum als ein Sein begreife, dann bin ich offenbar nicht deshalb reich, weil ich vieles habe, vielmehr hängt alles Haben von meinem reichen Sein ab.“ Reichtum ist damit „ursprünglich“ und sein Kennzeichen ist der Überfluss. Überfluss kennt daher keine Rationalisierung, keinen Funktionalismus und keine Reduktion.
Schmucklose Fassaden sind im Gegensatz zu Barockfenstern eine Form des „Pauperismus“. Die Technik vermehrt eine „seinsmäßige“ Armut. Wo der technische Einzug halte, höre die organische Gliederung auf und mache einem ständig wachsenden „Proletentum“ Platz und sei es „ein geistiges von stumpfsinnigen Materialisten“, so Rausch. Der Fall ist auch in der Geschichtswissenschaft zu beobachten, etwa, wenn nicht mehr Persönlichkeiten, sondern maschinell funktionierende Gesellschaften den Ausschlag geben oder Rituale, Prozessionen und Stiftungen nicht mehr mit persönlicher Frömmigkeit erklärt werden können, sondern nur mit politischen Absichten.
Der technische Geist hat sich demnach aller Bereiche menschlichen Lebens bemächtigt. Die Wissenschaft sucht nicht nach Wahrheit, sondern beschränkt sich auf „utilitaristische Ausbeutung“. Die Wirtschaft verabschiedet sich von der traditionellen Haushaltung und wird „Werkzeug“ von Staaten und Unternehmen zur uferlosen Ausbeutung. Die Jurisprudenz fragt nicht mehr nach Gerechtigkeit, sondern „reduziert“ sich auf Rechtspositivismus. Die Bildung ist nur noch als „funktionale Ausbildung“ denkbar, die Kunst eine Spekulation aus Funktion und Kostenorientierung, die Medizin ein „Instrument der Bevölkerungsregulierung, der gesundheitspolizeilichen Überwachung und der Eugenik“. Für Tradition, Familie und Privateigentum hat der technische Geist dagegen wenig übrig. Er empfindet der Tradition gegenüber einen „prinzipiellen Hass“ weil sie „unfortschrittlich“ ist; auf die Familie antwortet er mit Atomisierung und Verstaatlichung der Kinder. Dem Privateigentum droht nicht nur der Sozialismus, sondern auch der Staatskapitalismus sowie die Verflüssigung des Geldwesens Ausläufer der technischen Idee größerer Effizienz und Organisation. Das Schicksal des Menschen ist so die trübe Aussicht in Degeneration und Versklavung zu suchen,“losgeschält von jeglicher organischen Gesellschaftsstruktur, von Familie, Tradition und Heimat, befreit vom Wissen um die Freiheit des eigenen Willens.“
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