„Christen brauchen einander in solchen Katastrophen“

29. Januar 2021
Kategorie: Die Tagespost | Europa | Freiheit | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Linkverweis | Machiavelli

Eure Seligkeit, Sie haben einen offenen Brief an den US-Präsidenten unterzeichnet, der zum Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Syrien aufruft. Wie schlimm ist die Lage vor Ort?

Dank der lobenswerten Mühen von Pfarrer Peter Fuchs hatte ich die Freude, den Brief an US-Präsident Joe Biden mitzuunterzeichnen. Die Situation in Syrien ist erschreckend, um nicht zu sagen desaströs. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass sich am 15. März der zehnte Jahrestag des Ausbruchs der inneren Krise jährt, hauptsächlich ausgelöst von machiavellistischen geopolitischen Interessen. Tausende Söldner, angestachelt von islamistischen Fanatikern, haben das Land verwüstet, die Chaos durch Tod und Zerstörung im Namen der Religion anrichteten. Wer hat dafür den Preis gezahlt, wenn nicht unschuldige Zivilisten!

[…]

Die Sanktionen der USA und der EU sollten das Assad-Regime treffen, aber nicht der Bevölkerung schaden. Heute sitzt Assad fest im Sattel, aber die Bevölkerung leidet: Waren die Sanktionen von Anfang an falsch und aussichtlos?

Sanktionen gegen ein unabhängiges Land müssen immer verboten werden; insbesondere, wenn es keinen Konsens innerhalb der Vereinten Nationen gibt, wie es im Fall Syriens war. Nicht nur die Rechte einer Nation standen auf dem Spiel, sondern buchstäblich das Überleben seines Volkes.

Im April 2013 habe ich die Frage eines Journalisten zur besten Sendezeit in einer französischen Nachrichtensendung beantwortet, der von einer angeblichen Schuld des Regimes in der gegenwärtigen Syrienkrise sprach. Ich habe live folgendes erklärt: 25 Monate seit dem Beginn der Syrienkrise haben westliche Regierungen und ihre angehängten Medien über den unmittelbar bevorstehenden Fall des Regimes gesprochen. Ihre Regierung hat die Leute betrogen. Das „Regime“ steht immer noch und die unschuldigen, normalen Syrer haben den schädlichen Preis dafür gezahlt!

Seit Jahren ist die Lebenssituation in Syrien sehr erdrückend geworden. Die große Mehrheit der Bürger, zumeist arm und marginalisiert, verfügt nicht über die Mittel, um Nahrung, Heizmaterial oder Medikamente für ihre Familien zu besorgen. Die Inflation und der unglaubliche Verfall der Währung haben die humanitäre Krise verschlimmert.

Von der humanitären Krise abgesehen: Was ordnen Sie als derzeit größte Gefahr für Syrien ein?

Die größte Bedrohung sind die schändlichen regionalen und internationalen Interventionen, die vorgeben, Reformen durch eine sogenannte Demokratie einzuführen. Stattdessen fachen sie damit Gewalt und Instabilität an, finanzieren und militarisieren die Banden der Opposition und verhängen ein rücksichtsloses Embargo. All das wird die Versöhnung zwischen den Parteien hinauszögern und das Leid des syrischen Volkes verlängern, sowohl innerhalb des Landes wie in den Flüchtlingslagern.

Das ganze Interview in der Tagespost.

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