„Dabei geht es nicht nur um historische Unsauberkeiten, die bereits an Reitzensteins Zitaten auffallen – so konnte Mussolini niemanden in den Adel erheben, das war Sache des Königs – oder die Trittbrettfahrerei in Zeiten von „Cancel Culture“ um lang gehegte Ziele zu verfolgen. Die Initiatoren sprechen von Signalen, ohne die eigenen zu erkennen; etwa die Signalwirkung, die eine Allee mit dem Namen eines Papstes im Anti-Rom Preußens hatte. Lange vergessen: Auch Katholiken waren einmal Bürger zweiter Klasse, denen der Kirchenbau auf offenen Plätzen verboten war.
Verheerend erscheint die Außenwirkung. Das „Land der Täter“ maßt sich an, das Andenken an einen ausländischen Staatschef zu tilgen, der nachweislich das Leben tausender Juden gerettet hat, während die eigene Führungselite einem mörderischen Kollektivwahn verfallen war. Unredlich wirkt der Versuch, im kulturlöschenden Bewusstsein zwei prominente Persönlichkeiten gegeneinander auszuspielen. Unter dem Deckmantel von Frauenquote und Herkunft wird die unabhängige Demokratin gegen das Schreckbild des antisemitischen Autokraten aufgestellt. Dabei hat Meir einen solchen Vergleich gar nicht nötig. „Wir betrauern den Tod eines großen Dieners des Friedens“, so Meir in ihrem Dankesschreiben beim Tod des Pontifex im Jahr 1958.
Offenbar fällt es israelischen Ministerpräsidenten leichter, Frieden mit Pacelli zu schließen, als den Kindern des Dritten Reiches. Als Projektionsfläche, als „Stellvertreter“ für alle Verfehlungen in der eigenen Geschichte, bleibt Pius XII. auf ewig der Papst der Deutschen.“