Gemeinsamer Glaube statt Erbfeindschaft

12. Mai 2020
Kategorie: Die Tagespost | Europa | Giovannino Guareschi | Historisches | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Italianità und Deutschtum | Linkverweis | Medien

Ein römischer Priester hilft dem Widerstand – und wird dafür erschossen. Es ist ein Bild, das in hunderten Kinos des Jahres 1945 flimmert. Denn Italien ist nicht nur Zentrum des Katholizismus, sondern auch der Kunst. Das Land, das als Verbündeter an der Seite des Deutschen Reiches beginnt, mutiert ab 1943 zu Marionettenstaat und Besatzungszone der Nationalsozialisten. Es leidet nicht nur unter den Verwüstungen des Krieges, sondern auch an der eigenen Zerrissenheit: auf der einen Seite die faschistischen Kräfte, die loyal zur Achse halten, auf der anderen die Partisanen, die aus den ideologisch unterschiedlichsten Gruppen bestehen. Der Umgang mit dem Trauma der Besatzung, des Bürgerkriegs und der Kollaboration bricht sich im Kinofilm „Rom, Offene Stadt“ von Roberto Rossellini Bahn. „Um die letzten Kriegstage in Rom nachvollziehbar zu machen, empfehle ich diesen Spielfilm, ein Klassiker unter den Filmen des italienischen Neorealismo“, urteilt der Berliner Historiker Michael Feldkamp. „Ich erwähne diesen Film, weil man damit in Rom schon im Jahre 1945 versucht hat, auch die Vergangenheit aufzuarbeiten.“

Dass Republikaner und Monarchisten, Kommunisten und katholische Priester zusammen gegen den Faschismus kämpften, wurde nicht nur zum Mythos, sondern auch zur Hypothek. Kaum war die faschistische Gefahr besiegt, erhob sich das Gesicht der roten Bedrohung. Ab dem Frühling 1945 verübten Kommunisten im berüchtigten „Dreieck des Todes“ in der Emilia-Romagna gleich mehrere Massaker, darunter an katholischen Politikern, Seminaristen und Priestern. Der historische Kern von Giovannino Guareschis „Don Camillo und Peppone“-Geschichten liegt in dieser tiefen Spaltung. Das Bollwerk dagegen bot die „Democrazia cristiana“, deren Wurzeln im katholis chen Widerstand gegen den Faschismus lagen; ihr Verhältnis zum Vatikan blieb dabei anfangs ambivalent.

Angesichts der italienischen Zustände wäre Papst Pius XII. mit den Problemen vor der eigenen Haustüre ausgelastet gewesen. Aber Pius, der von 1917 bis 1929 in Deutschland gelebt hatte, besaß ein „sehr wohlwollendes Verhältnis zu Deutschland“, sagt der Pius-Experte Feldkamp, der mehrere Schriften zu diesem Papst veröffentlicht hat. „Er hatte zu vielen Menschen persönliche Beziehungen unterhalten und Vertrauen gefasst, von denen nicht nur der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer tatkräftig am politischen Wiederaufbau Deutschlands beteiligt waren.“ Er wurde deshalb auch als „papa tedesco“ bezeichnet. „Zu seinen wirklich bemerkenswerten Aktivitäten zählte es, die Alliierten davon zu überzeugen, dass man die Deutschen nicht mit einer Kollektivstrafe belegen dürfe.“ Außerdem setzte sich Pius bei den Siegermächten dafür ein, gegenüber Deutschland nicht dieselben Fehler zu begehen wie 1918. Im Einvernehmen mit den Amerikanern brachte Pius bis zum Jahr 1951 über 10.000 Tonnen Hilfsgüter im Wert von über neun Millionen US-Dollar nach Deutschland. Davon gingen allein 40 Prozent in die nur dünn besiedelte sowjetische Besatzungszone. „Ältere Katholiken in den neuen Bundesländern wissen noch heute davon zu erzählen“, so Feldkamp.

Der ganze Artikel in der Tagespost.

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