Die Bilder aus Bergamo sind Bilder, die bleiben. Am Mittwochabend bringt eine Karawane aus Militärfahrzeugen die Toten in andere Städte, weil Friedhof und Krematorium sie nicht mehr aufnehmen können. Nicht Lodi, sondern Bergamo ist mittlerweile das Zentrum der Corona-Pandemie. Die Lokalzeitung „L’Eco di Bergamo“ zählt am 13. März zehn Seiten mit Todesanzeigen. In Alzano, einem Ort nur sechs Kilometer nördlich von Bergamo entfernt, erzählt der Priester Don Filippo vom Leid der Menschen. „Die Angehörigen können nicht auf die Intensivstation, sie können die Kranken nicht ermuntern, sie können sich von den Sterbenden nicht verabschieden.“ Seelsorge findet telefonisch statt. In Italien, wo jede Beerdigung eine Sache des gesamten Dorfes ist, finden Trauerfeier nur noch in kleinem Kreis und in bescheidenem Rahmen statt. Selbst die Leichenbestatter sind erkrankt, es kommt zu Verzögerungen.
Bergamo ist deswegen auch die Provinz, in der die meisten Priester gestorben sind. Die Tageszeitung „Avvenire“ bezeichnet sie bereits als „Märtyrerdiözese“ der Pandemie. Zehn Priester sind hier bis zum 18. März verstorben – ob nun „mit“ oder „an“ dem Virus, wie die italienische Bischofskonferenz hinzufügt. Nicht immer ist klar, ob das Virus selbst der entscheidende Grund für den Tod war. Im Nekrolog verzeichnet die Diözese auch Monsignor Tarcisio Ferrari, den Staatssekretär des bergamaskischen Bischofs Clemente Gaddi von 1963 bis 1977. Es handelt sich mit 84 Jahren um den ältesten Toten in Bergamo. Das jüngste Opfer der Diözese, Don Silvano aus der Gemeinde Orio, wurde 59 Jahre. Innerhalb weniger Stunden ist die Statistik veraltet. Am 19. März, dem Josefstag, sind es bereits drei tote Priester mehr.