Das Haus muss gerettet werden

3. März 2020
Kategorie: Die Tagespost | Europa | Freiheit | Historisches | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Linkverweis | Medien | Non enim sciunt quid faciunt

Es ist ein Märchen vom Kampf der Schönheit gegen die Hässlichkeit, wie es der kürzlich verstorbene Sir Roger Scruton nicht besser hätte erzählen können. Es handelt von einem Haus in Beaconsfield, dessen Backsteine und Fachwerk vom Beginn des letzten Jahrhunderts erzählen. Bäume und Hecken rahmen es ein, wuchtige Schornsteine ragen in den Himmel. Doch die Besitzer wollen das Gebäude verkaufen. Als das Haus keinen Käufer findet, soll es abgerissen werden, um modernen Apartments zu weichen. Doch nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere hat historische Tiefe: Darin lebte einer der größten britischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Das Haus heißt Overroads – und sein einstiger Bewohner Gilbert Keith Chesterton.

1909 kehren Chesterton und seine Frau Frances London den Rücken und lassen sich hier nieder. Der Umzug entwickelt sich aus einem Spaziergang des Ehepaares, das sich spontan dazu entschließt, in Beaconsfield zu bleiben. Hier entsteht „The Ballad of the White Horse“ über Alfred den Großen, das als eines der letzten großen epischen Gedichte der englischen Literatur gilt; hier schreibt Chesterton den Roman „The Flying Inn“, der die Dystopie eines islamisch-prüden Englands zeichnet, lange vor der Geburt Houellebecqs. Und es ist hier, wo Chestertons berühmteste Romanfigur das Licht der Welt erblickt: Father Brown, der bei seinen Kriminalfällen auf Menschenkenntnis und Wahrheit setzt.

Dreizehn Jahre verbringen die Chestertons in Overroads. 1922 ziehen sie in ein neues Haus namens Top Meadow, eine größere Version von Overroads, das auf der anderen Straßenseite liegt. Nach seinem Tod im Jahr 1936 vermacht Chesterton Overroads wie Top Meadow an die örtliche katholische Diözese von Northampton. Die Auflage lautet, dass es in Zukunft einem katholischen Zweck zugeführt werden soll: als Seminar, als Konvent oder auch als Ort für anglikanische Kleriker, die zum Katholizismus übergetreten sind. Doch die Diözese veräußert beide Gebäude in den Folgejahren. Sie landen in privater Hand. Während Chestertons letzter Wohnort wegen seiner historischen Bedeutung als schützenswert gelistet ist, gilt dies für Overroads bis heute nicht.

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