Brief an Pasolini

24. Oktober 2019
Kategorie: Europa | Freiheit | Giovannino Guareschi | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Ironie | Medien

Im Filmtrailer zu La Rabbia verteidigt sich Giovannino Guareschi gegen den Vorwurf Pasolinis (und der gesamten linken Szene) ein reaktionärer Rassist zu sein. Der Text ist von 1963.

Sehr geehrter Herr Pasolini,

ich, ein rechter Bourgeois, sage, wenn ein Schwarzer einen Weißen absticht, „der arme Weiße“. Sie dagegen sagen „der arme Schwarze“.
Und, wegen dieser Solidarität als Weißer mit der weißen Rasse, klagen Sie mich des Rassismus an.

Das ist deswegen, weil Sie ein linker Bourgeois sind, und deswegen: ein Konformist.
Die Diktaturen dulden keinen Humor von denjenigen, vor denen sie Angst haben; auf der düsteren Türschwelle des Kommunistischen Imperiums hat die Geschichte mit dem Blut von Millionen ermordeten Menschen geschrieben: „Hier ist es verboten zu lachen.“
Es ist also logisch, wenn der Satiriker Guareschi vom Marxisten Pasolini so verurteilt wird, wie er von den anderen Konformisten im Jahr 1943 verurteilt wurde: Ein subversives Subjekt, das es zu isolieren gilt …

Wir stehen auf entgegengesetzten Ufern. Während Ihre „Rabbia“ den Regeln des Konformismus und allen Ismen der Mode entspricht, so wird meine davon handeln, was von dem geblieben ist, was ich auch schon vor 30 Jahren war:
Ein Mann, der immer dazu bereit ist, gegen den Konformismus zu kämpfen, auch wenn ihm das einen gebrochenen Schädel einbringt. Ein Mann, der eine Welt des Geistes verteidigt, dem eine atheistische Welt des Materialismus auflauert. Und deswegen vergisst er ich nicht die Logik, die Geschichte, den gesunden Menschenverstand und ist ein Feind eines jeden, der jene Erde pflügen will, wo die Knochen unserer Toten vereisen.

Ich kann Ihnen nicht „Auf Wiedersehen“ sagen, weil unsere Wege in diametrale Richtungen führen. Ich bitte Sie die besten Grüße von Giovannino Guareschi entgegenzunehmen.

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