In einem vereinten Europa wäre das Gedenken an die Seeschlacht von Lepanto ein willkommener Feiertag: eine Gruppe verschiedener christlicher Völker des Kontinents rafft sich trotz Unstimmigkeiten auf, um einer feindlichen Macht eine geeinte Flotte entgegenzustellen, inspiriert von gemeinsamen Werten und einer gemeinsamen Geschichte. Das setzte natürlich ein Gebilde voraus, das aus der Kraft seiner eigenen Vergangenheit schöpft, weiß, was es war, was es ist, und was es sein wird; Sie können sich demnach darauf verlassen, dass dieses geeinte europäische Reich mit Sicherheit niemals die EU sein kann. Letztere könnte schließlich darin eine Beleidigung ausmachen, gegen die Menschlichkeit selbst. Unglücklicherweise neigen Konstrukte, die es jedem recht machen wollen, auch jenen, die außerhalb der eigenen Grenzen und der eigenen Rechtsprechung leben, weniger dazu, irgendeine Strahlkraft zu entfalten. Stattdessen werden wir vielleicht einen Europa-Tag bekommen, an dem wir uns der Schönheit der EU-Verfassung entsinnen, die von Bürokraten für Bürokraten erdacht wurde. Mit all der Inspiration und dem Feuer der Leidenschaft, welches das Abendland bereithält, kann Brüssel nichts anfangen; es herrscht allgegenwärtige Mediokrität und Langeweile, die nichts duldet, was tatsächlich gut, wahr oder schön ist. Wenn schon unter Napoleon kein Mann für einen einfachen Sold starb, so dürfte auch das Schicksal der Europäischen Union darin bestehen, dass bei einer wie auch immer gearteten Bedrohung von außen keiner einen Finger krümmen wird, um diese saft- und kraftlose Aneinanderreihung von Gremien zu verteidigen. Wenn der Gonfalon von San Marco geschändet wurde, fanden sich Volksmassen zusammen, um den Täter zu lynchen; heute erlässt man lieber gleich Gesetze, die das Beschädigen von EU-Fahnen sanktionieren, womöglich, weil es ansonsten niemanden kümmerte.
In diesem Sinne: Es lebe Venedig, es lebe San Marco, es lebe der Ruhm unseres Patrons. Heilige Maria vom Siege, bitte für uns.