Geschichtswissen und Ideologie

Wir leben heute in Zeiten, in denen Welterklärer die Afrikanische Union mit dem Deutschen Bund vergleichen, weil sie mittlerweile mehr über die Afrikanische Union als über den Deutschen Bund wissen.

3 Antworten

Anonym sagt:

30. August 2019 um 15:05 Uhr

WARNUNG: Der folgende Beitrag ist nicht politisch korrekt und er könnte unheimlich triggern.

I.
Das deutsche Kaiserreich war im Grunde nur schon so eine Art lockeres politisches Dach, schon seit ewigen Zeiten. Nur relativ kurz unter Napoleon kann man wirklich ernsthaft von einer Situation sprechen, in der es kein Deutschland mehr gab. Vorher gab es das Heilige Römische Reich als Dachverband, später den „Deutschen Bund“.
Die Rede von Deutschland als „das Land der Dichter und Denker“ ist eigentlich auch nicht so zu verstehen, dass die Leute da ein Eigenlob plazieren wollten – solchen Autoren wie Schopenhauer usw. war natürlich klar, dass auch die Franzosen, Engländer oder Italiener ihre Denker und Dichter hatten und nicht jeder Deutsche ein Dichter usw. war – , sondern bezog sich darauf, dass Franzosen, Russen oder Engländer eben seit Jahrhunderten Königreiche hatten, während Deutschland nur als Idee existiert. Deutschland war nur real in den Werken der Dichter und Denker deutscher Sprache.
Dennoch war Deutschland damals ein relativ gebildetes Land und die Leute waren bereit, hart zu arbeiten, um in der Gesellschaft aufzusteigen.

So, nun sehen wir uns Afrika an:
1. Es gab niemals einen pan-afrikanischen Dachverband. Hat es historisch nie gegeben und wird auch bis in die heutige Zeit nicht ernst genommen.
2. Eine Sehnsucht nach einer afrikanischen Nation existiert in Afrika nicht. Das ist höchstens unter den Schwarzen („People of Color“) in den USA verbreitet, die sich vereinfacht als Afro-Amerikaner identifizieren. Im realen Afrika dagegen dominiert das Stammesdenken.
Das ist auch mit der Grund, warum es ausländische Kräfte so leicht haben, dort ihre Interessen durchzusetzen. Die Afrikaner kennen keine besondere Solidarität untereinander und sind gerne bereit, sich mit Franzosen, Amerikanern, Russen oder Chinesen zu verbünden, um den Nachbarstamm eines auszuwischen. In diesem Denkmuster macht es nichts aus, wenn der Nachbarstamm durch einen Vertrag benachteiligt wird, solange der eigene Stamm ihn fair findet und die eigene Sippe besonders profitiert.
3. Wenn die Statistiken nicht lügen, dann sind die Voraussetzungen auch vollkommen andere als beim Deutschen Kaiserreich. Das deutsche Reich war zwar sehr unterschiedlich, aber es gab eine gebildete Bevölkerung, die den sozialen Aufstieg gesucht hat. In Afrika dagegen ist die Schulbildung teilweise verheerend und, nimmt man Berichten von Reisenden hinzu, die sich auf Land und Leute eingelassen haben, die Einstellung der Leute zur Bildung unterscheidet sich doch dramatisch vom Kaiserreich.

II.
Aus politischer oder ethisch-moralischer Sicht stellt sich auch die Frage, ob man eine große afrikanische Union überhaupt wünschen soll. Wären die Konsequenzen nicht bestenfalls durchmischt?
Die Unterschiede in den Wertvorstellungen und der Mentalität zwischen z. B. Ägypten und Madagaskar sind enorm. So etwas wie eine „afrikanische Kultur“ existiert nicht, da gibt es sehr viele Kulturen und sie sind unterschiedlich. Es gibt auch keinen afrikanischen Buchmarkt oder sowas.
Wenn ein gesamtafrikanischer Staat entstehen würde, dann nur eine mächtige Bürokratie mit wenig Substanz.

Lars sagt:

30. August 2019 um 18:18 Uhr

Ja, leider leben wir in diesen Zeiten und Gottseidank gibt es Menschen wie Sie und alle Mitlesenden, die keine Welterklärer benötigen sondern sich den Gedanken der Aufklärung zu eigen machen und sich nicht zu Schade sind den eigenen Kopf auch zu benutzen. Die Frag ist nur, wer ist Glücklicher, der, der den Kopf benutz, oder der, der nicht nachdenkt und das Leben genießt, solange es ohne Einschränkungen geht.

Pérégrinateur sagt:

31. August 2019 um 21:35 Uhr

Wer möchte schon so ein Tropf sein!

Ich weiß, ich weiß, solche gibt es viele. Aber selbst zum schlichtesten Ehrgeiz gehört es schon, nicht wie die Kih auf der Weide ein Leben aus bloß animalischem Behagen und ohne jeden eigenen Gedanken führen zu wollen.

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