„Il Cattolico istruito nella sua religione“ ist ein Büchlein von Don Bosco, von dem bereits hier einmal die Rede war; damals ging es um Mohammed. Über die protestantischen Häresien gibt es ein größeres Kapitel, und bereits der Vita Martin Luthers (Kapitel XX) ist eine längere Rede vorangestellt, welche den Erfolg der Reformation erklärt. Man vergleiche dies mit den Anbiederungen der Katholischen Kirche von vor einem Jahr oder gar dem Umstand, dass im sog. „Don Bosco Verlag“ mittlerweile ein sehr versöhnliches Buch zu Martin Luther existiert.
Vater: Die Gegenstände, die ich (heute) behandle, sind ohne Zweifel von größter Wichtigkeit. Wir sind im 16. Jahrhundert, einem Jahrhundert, das berühmt ist für seine Häretiker, die sich unter dem Namen der Protestanten gegen die Kirche erhoben und ihr großen Schaden zufügten. Die Sekte der Protestanten nennt sich Reformierte Kirche, weil die Gründer von sich behaupteten, die katholische Kirche zu reformieren; und deshalb nennen sich ihre Anhänger Reformierte; die Urheber der Reformation nennen sich Reformer.
Sohn: Was für eine Anmaßung! Wer waren diese Männer voller Übermut, die sich die Aufgabe anmaßten, die katholische Kirche, die die wahre Kirch Jesu Christi ist, zu reformieren?
V: Viele gab es von diesen Menschen voller Anmaßung und Hochmut. Der Chef von allen (der Anfang von allem) war Martin Luther, der hinter sich einen anderen Oberhäretiker hatte, den berühmten Johannes Calvin.
S: Oh lieber Vater, wir haben schon viele Male von den Namen Calvin und Luther gehört; jetzt tut uns den Gefallen und erzählt uns von ihren Leben, wir wünschen uns wirklich, davon zu wissen.
V: Ich erzähle euch sehr gerne von dem Leben dieser beiden Häretiker, damit ihr von ihrer schlechten Lebensführung wisst und im Stand seid, ihre Lehre zu beurteilen. Zuerst einmal will ich jedoch von einigen Umständen berichten, welche wie die Esche und das Holz waren, die dazu dienten, das schreckliche Feuer zu entzünden, welches die Reformation war.
S: Erzählt uns, was sind diese Umstände gewesen?
V: Der Umstand oder der Hauptgrund, der im 16. Jahrhundert viele Christen dazu bewegte, sich in großer Zahl von der katholischen Kirche zu trennen, war der Wunsch nach einem freieren Leben. Meine lieben Kinder, ich sage euch eine große Wahrheit, sorgt dafür, dass ihr sie nie vergesst: unter all denen, die sich in den verschiedenen Zeiten von der katholischen Kirche entfernten, war keiner darunter, der den Wunsch hatte, ein besseres Leben zu führen oder tugendhafter zu sein, sondern allein, um einem regelloseren Leben nachzugehen und einer Moral zu folgen, die die Zügel lockerer lässt hinsichtlich der menschlichen Leidenschaften. Neben all diesem gab es drei andere Gründe, derer sich die Reformatoren als Vorwand bedienten.
S: Was war der erste Grund?
V: Der erste Grund, oder besser gesagt, die erste Sache, welche die Reformatoren favorisierten, um ihre Reformation voranzutreiben, war die Begierde, vom Römischen Pontifex, dem Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, unabhängig zu sein. Ich glaube, dass ihr euch noch an den Hauptgrund, aus dem die Griechen sich von der römischen Kirche getrennt haben, erinnert: es war genau dieser Grund, sich das Joch des Gehorsams gegenüber dem Oberhaupt der katholischen Kirche abzustreifen und es war genau dieser Grund, der die griechische Kirche danach zu einer großen Zahl anderer Fehler und Unordnungen führte.
Diese Begierde, vom Oberhaupt der Kirche unabhängig zu leben, das heißt, frei zu leben, wie jeder will, diese Begierde, so sage ich, gelangte von den Griechen nach Deutschland und es ist Deutschland, das sich als Wiege der protestantischen Reformation ansieht.
S: Der erste Grund lässt sich also auf Hochmut zurückführen und also auf den Wunsch, unstet zu leben. Und was war der zweite Grund?
V: Der zweite Grund oder der zweite Umstand, der der Reformation Schwung gab, war das Verlangen verschiedener weltlicher Herrscher, sich Kirchengüter anzueignen. Mochte dieser Reiz aus einer unstillbaren Habgier rühren; mochte es der Neid gegenüber der kirchlichen Autorität, die sich größter Wertschätzung und Verehrung von Seiten der Völker erfreute, sein; mochte es sich um Bosheit gegenüber der Religion handeln; oder war es der Fakt, dass sich nicht wenige Fürsten, größtenteils in Deutschland, in diesen Zeiten nach den Reliquien der Kirche sehnten, weshalb sie sich die Güter einverleiben wollten. So ergab sich die Gelegenheit mit dieser angeblichen Reformation und ihr könnt euch vorstellen, mit was für einer Sehnsucht jene diese verrichteten. Es war ganz natürlich, dass diese eine Sekte mit ihrer ganzen Kraft unterstützten, die so ihren unstillbaren Hunger sättigte; sie bereicherten sich an den Gütern der Kirche und sie hatten großes Interesse sie [die Sekte] zu unterstützen, überzeugt davon, dass die Ämter der Kirche, auf Armut beschränkt, nicht mehr im Stande seien, die Kosten zu decken, die unerlässlich sind zur Pflege der Religion. Die Geschichte hat uns ganz klar gelehrt, dass, wenn man eine Religion bekämpfen will, man vor allem versuchen muss, ihre heiligen Ämter um die Güter, die sie besitzen, zu berauben.
S: Was war der dritte Grund?
V: Der dritte Grund oder der dritte Umstand, der diese merkwürdige Reformation auf den Weg brachte, war, ich sage es euch mit einem schmerzenden Herzen, abgesehen von einem allgemeinen Unwissen in der Bevölkerung, die bösartige Anleitung durch einige Kirchenleute.
S: Wie! Einige Kirchenleute gaben durch ihre bösartige Anleitung Motivation zur Reformation?
V: Ihr habt guten Grund, verwundert zu sein. Die Kirchenleute, die Verteidiger der Religion sein sollten – ich sage nicht alle, ich sage nicht viele, aber ich sage einige – waren Unwürdige. Ihr müsst zur Kenntnis nehmen, dass auch unter den zwölf Aposteln des Heilands ein Judas war; deswegen sollten wir uns nicht zu sehr darüber wundern, dass es auch im 16. Jahrhundert einige Kirchenleute gab, die, wie dazumal Judas, der Heiligen Religion Jesu Christi großen Schaden zufügten. Der Anführer dieser rebellischen Kirchenleute war Martin Luther.