Claudias Regenbogen

27. Januar 2018
Kategorie: Alltägliche Gedankenstreifzüge | Ironie | Linkverweis | Medien

Die Stifte an der Seite gelegen, ein gelangweilter Kollege mit Smartphone dahinter, im Vordergrund ein uninteressanter Stapel alter FAZ-Ausgaben. Die Vizepräsidentin des Bundestages erscheint dagegen wie ein Pol ungeahnter Kreativität. Neue Medien, neue Technologie, garstige Quantitätspresse? Nein, Claudia Roth weiß sich mit beinahe kindlicher Freude zu beschäftigen. Die Wachsmalstifte sind ihr ausgegangen, aber glücklicherweise hat sie viele bunte Filzstifte.

Die bösen Rechtspopulisten und Vollzeitnazis können natürlich ihre Häme nicht unterdrücken. Dabei – so lesen wir in der Huffington Post glasklar – haben wir es hier quasi mit einem Genie zu tun, einem Friedensgenie, einer Frau, die eine subtile Botschaft formuliert. Sieh her, Welt, was gibt es für eine schönere Sache als einen Regenbogen! Und so mancher Entlarver der Schönheitspresse ist gar entzückt. Was, Sie kritisieren Frau Roth? Haben Sie etwas gegen Regenbögen? Sind Sie gegen Frieden, Schönheit, Homosexualität? Sie Unmensch! Wer einen Regenbogen hasst, der hasst auch Menschen (und Claudia Roth sowieso).

Lassen wir das Bild wirken. So manche ARD-Korrespondentin konnte sich ja auch der Begeisterung für den Parteitag nicht ganz enthalten. Ob „grüner Star“ eine gute Wortwahl ist, sei dahingestellt. Wenn es einen grünen Star gibt – Claudia Roth hat ihn. Daheim, natürlich. Nicht im Käfig, sondern in der freien Wildbahn. Aber die bösartige Unterstellung, Claudia Roth hätte daher einen Vogel, kann nur von Leuten stammen, die auch im obigen Bild weniger Genie und Originalität sehen, sondern das Symbolbild einer infantilen Partei, die mit Weltrettungsplänen den Realitätssinn eines Fünfjährigen beleidigt.

Die Tina Hassels und Susanne Klaibers dieser Welt sind glücklicherweise nicht von Hass und Zynismus zerfressen wie unsereins. Heute Europa, morgen die ganze Welt. Frieden, natürlich – nicht was Sie denken! Claudia Roth, führe du uns dabei an. Und wenn wer was dagegen sagt, dann hole ich meinen Gebührenjournalisten von der ARD. Jawoll.

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