Bewegte Tage prägen diesen Monat. Und es sind gute Tage für unser Land. Zeichen setzen, Haltung bewahren – die ersten Tugenden des Staatsbürgers. Und wenn nicht: so darf man durch apathisches Zusehen das Schauspiel beobachten und damit seinen Gang gehen lassen.
Freudig darf man zur Kenntnis nehmen, dass eine gemeingefährliche, rechtsextreme Terrorzelle gesprengt wurde. Das verkünden einhellig die Blätter unserer glorreichen Republik. Der Putsch, der von drei Subjekten vorbereitet wurde, konnte in letzter Minute niedergeschlagen werden. Der Anführer Franco A. von der Franco-Alemannischen Brigade hatte sich als falscher Flüchtling ausgegeben: als angeblicher Christ syrischer Herkunft mit dem jüdischen Namen „David Benjamin“ wollte er einen islamischen Terroranschlag fingieren. Was einige Abweichler für einen schlechten Monty-Python-Gag halten, wurde genauso von der Presse einstimmig verlautbart – und wer wollte schon daran zweifeln, was in der Zeitung steht? Die ganze Welt weiß, dass die ersten Ziele einer solch staatsgefährdenden Tat nur Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Justizminister Heiko Maas sein können; und natürlich die Amadeu-Antonio-Stiftung. Es handelt sich hier schließlich um die wahren Schnittstellen der Macht, welche die Bereicherungskrise auslösten. Überhaupt: der Sohn eines Italieners und einer Deutschen – vermutlich auch noch Doppelstaatler – war früher bereits durch seine rassistische wie antisemitische Gesinnung aufgefallen. Dafür konnten investigative Journalisten innerhalb weniger Tage eine Masterarbeit heranziehen, die sich neben Mestizentum auch gegen Mischehen ausspricht. Welch Eifer und Vorbildlichkeit unserer guten Presse innewohnt, erkennt man daran, dass selbst Studenten üblicherweise mindestens 6 Wochen brauchen, um Zugriff auf ihre eigenen Masterarbeiten zu erhalten. Der hier schreibende Jubelitalodeutsche brauchte dazumal gar 3 Monate.
Glänzend die Tatkraft und Zugriffsfähigkeit unserer hochgelobten Verteidigungsministerin. Böse Zungen hatten sie noch vor Tagen kritisiert, weil sie die rechtsradikale Bundeswehr – natürlich mit jeder Legitimation! – zurechtgewiesen hatte. Innerhalb weniger Tage konnten unvorbereitet sämtliche Bundeswehrkasernen einer Kontrolle unterzogen werden – vorbildlich, dieses beherzte und zupackende Vorgehen ohne jedwede vorherige Planung. Schreckliches kam dabei zum Vorschein: Devotionalien aus Wehrmachtszeiten wurden entdeckt. Relikte der Nazi-Armee in einer Bundeswehrkaserne – wie kamen die nur da hin? Schnell kam ein furchtbarer Verdacht auf: waren womöglich viele bisher unbescholtene Politiker in Wahrheit Nationalsozialisten? In vorauseilendem Gehorsam entfernte die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr ein Bild ihres Namensgebers, auf dem dieser als Nazisoldat abgebildet worden war. Lieder mit nationalistischer Gesinnung sollen in Zukunft verboten werden. Die Bundeswehr wird eine Reform erfahren, und alsbald dürfen wir darauf hoffen, dass endlich fähige Offiziere eingestellt werden, die nicht mehr die braunen Gedanken der Vergangenheit forttragen, sondern weltoffen und grenzoffen ein Symbol der neuen Republik, einer friedensliebenden Republik werden, in der alle Geschlechter selbstbestimmt leben dürfen. Der Traditionserlass aus der reaktionär-faschistischen Hans-Apel-Diktatur wird bald ebenso zu Grabe getragen wie alles, was älter als 30 Jahre ist.
Die Gefahr, das weiß jeder, der die freien Medien konsultiert, kommt von rechts. Der Feind steht überall; und auch, wenn er sich verdeckt, täuscht und seine Gesinnung leugnet, die Nazis sind mitten uns. Im Tagesspiegel lesen wir vom rechtsradikalen Historiker Baberowski, der nur rechtsradikal sein kann: schließlich hat er Menschen in „die einen“ und „die anderen“ aufgeteilt. Der Diktion der Amadeu-Antonio-Stiftung (Aas) folgend sind Freund-Feind-Schemata rechts und nur dort zu finden. Daher muss jeder, der diese bedient, bekämpft werden. Wir lesen:
„Der Satz, der das Landgericht Köln dazu bewog, die Behauptung, Baberowski sei „rechtsradikal“, als durch die Meinungsfreiheit gedeckt zu definieren, findet sich in einem Text für die „FAZ“ vom Herbst 2015. Baberowski schreibt: „Die Integration von mehreren Millionen Menschen in nur kurzer Zeit unterbricht den Überlieferungszusammenhang, in dem wir stehen und der einer Gesellschaft Halt gibt und Konsistenz verleiht.“ Nun tut man Baberowski unrecht, wenn man ihm hier biologischen Rassismus unterstellt. Denn zwei Zeilen später definiert er diesen Zusammenhang über „gemeinsam Erlebtes, Gelesenes und Gesehenes“ – also explizit kulturell.
Gleichwohl schürt der Satz die Angst vor „dem Fremden“, das „das Eigene“ vermeintlich unterhöhlt. Der Traditionszusammenhang scheint in besagter Lesart durch die vielen Fremden in Gefahr. Was dieses Gemeinsame sein soll, ist nicht klar definiert. Gleichwohl wird der Diskurs von der okzidental-orientalischen, respektive christlich-muslimischen Unvereinbarkeit befeuert, gibt es eine deutliche Wir-Die-Dichotomie.“
Historiker, die behaupten, dass Baberowski hier nur einen kleinsten gemeinsamen Nenner, gewissermaßen einen „Minimalkonsens“ dessen liefert, was Gruppenzugehörigkeit angeht – sog. „gemeinsame Geschichte“ – sind natürlich nicht ernst zu nehmen. Gemeinsame Geschichte ist ein Phantom. Und selbst wenn es kein Phantom wäre, dann macht es Angst. Und was Angst macht, gehört auf den Müllhaufen!
Einer, der dort bereits gottlob liegt, ist der Historikerkollege Rolf Peter Sieferle. Sie mögen allerlei über ihn gelesen haben: renommierter Wissenschaftler, Autor eines Standardwerkes über die Industrialisierung, hochgeschätzter Professor an mehreren Instituten. Vergessen Sie das. Nach seinem Tod wissen wir: dieser Mann war rechts. Weil er rechts war, war er ein schlechter Mensch. Sein Misserfolg ist verdient. Vergessen Sie auch den Nachruf in der knallrechten SZ auf diesen Dämon im Historikergewand. In einem FAZ-Plus-Artikel finden wir diese Passage:
„Marx ist erledigt, die bürgerliche Intelligenz wird seinen Idealen nicht gerecht. Es bleibt ihm: rechts außen. Völkisch gewissermaßen im kulturellen Sinne, nicht als Rassist. Identitär, wortwörtlich: national-sozialistisch. Sieferle schreibt: Der Relativismus sei „ein Virus, das auch in das Individuum selbst eindringen kann und seine Identität in zahllose Fragmente zerlegt“.
Solche Sätze ähneln plötzlich wie ein Zwilling der NS-Propaganda. Er beschwört den Krieg, die „Bereitschaft zur Selbsthingabe des Individuums für eine höhere Sache, für eine Gemeinschaft, zum Opfertod.
[…]
Sein letztes Werk war ein wohlkalkuliertes Nachtreten gegen ein „System“, das seine Erwartungen enttäuscht und seine Analyse abgelehnt hatte. Er hat sich spät entschieden, seinen allerersten Molotowcocktail zu werfen: auf die Demokraten. Sein Rechtsruck war der Sprengstoff, den er der Bourgeoisie hinterließ.“
Leider erledigen sich nicht alle Historikerprobleme so rund wie bei Sieferle oder Venner, die sich durch ihren Freitod als Hindernisse aus dieser Welt schaffen. Wenn jeden Tag in Deutschland Morde und Vergewaltigungen, Diebstähle und Attacken von Rechten auf Flüchtlinge stattfinden; wenn tagtäglich rechte Demonstrationen die friedlichen Parteitage linker Organisationen verhindern; wenn ein breites Bündnis der Gesellschaft aus Gewerkschaften, Parteien und Kirchen nur mit letzter Kraft dem wachsenden Block aus Identitären, Faschisten und Rechtspopulisten entgegentreten kann – dann sind die Verhältnisse erklärt.
Dieses Deutschland ist anders als die Weimarer Republik. Es verlangt Bekenntnisse zur Demokratie. Dafür verlangt es ganz notwendig Gefolgschaft, denn Gefolgschaft ist demokratisch, individuell und freiheitlich. Wo stehst du, Xavier Naidoo, der du dich in den Krieg gegen dieses Land einspannen lässt, und die freiheitliche Grundordnung infrage stellst? Wo stehst du, Helene Fischer, die so großes Ansehen bei den rechtspopulistischen Schlagerkreisen verdienst? Bekenne dich! Und bekennt euch, ihr rechten Christen, oder steigt aus. Püttmann hat absolut recht: kirchliche Interventionen bei AfD-Parteitagen, Fürbitten in der Messe gegen Trump, oder Predigten gegen die Nazis um Petry, Storch und Gauland sind viel zu wenig. Alle an einem Strang, zusammen marschieren, gemeinsam schlagen!
Menschen, die den Klimawandel leugnen, und Hexen verbrennen wollen, gehören nicht nach Deutschland – da dürfen die auch von so viel Ironie faseln wie sie wollen! Jüngst schrieb jemand, Vergleiche zum Absolutismus verböten sich bei der Presse. Das bejahe ich mit ganzem Herzen. Diese, unsere Wahrheitspresse ist besser als alles, was die staatlichen Blätter des Ancien Régime publizierten.
Säuberungen sind Toleranz. Gleichschaltungen sind Freiheit. Kunst ist Politik. Geschichte ist Vergangenheit.
Wir leben im besten Deutschland aller Zeiten. Die Große Mutter liebt uns.