Filterblasen

20. Februar 2017
Kategorie: Alltägliche Gedankenstreifzüge | Europa | Freiheit | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Ironie | Medien | Persönliches

Filterblasen, wie hier oftmals vorgestellt, sind natürlich keine Einrichtung, die nur ein ideologisches Lager auszeichnet. Zu allen Zeiten haben sich Leute zusammengefunden, die ähnliche Vorstellungen und Meinungen hatten, und natürlich hat man sich lieber untereinander getroffen und miteinander geredet.

Ich kann mich kaum davon freisprechen. Der feine Unterschied ist, dass ich meine Lebensweise nicht jedem aufoktroyieren will, nur, weil ich in einer Redaktionsstube sitze oder hinter einem Bürokratentisch.

Wo kämen wir denn da hin, wenn man sich nach meinen Idealvorstellungen ausrichten würde? Wir können schließlich nicht alle in stuckverzierten Palazzi mit Pianomusik leben, eine wohlgeratene, traditionelle Großfamilie mit zweistelliger Kinderzahl unterhalten, Konstantinopel den Orthodoxen und Jerusalem den Kreuzrittern zurückgeben und uns Abends mit dem schwierigsten Gedanken bedrücken: nämlich, ob wir lieber die Ente in Honig oder doch das Perlhuhn mit Rosinenfüllung verspeisen.

Nein, es obliegt mir nicht, anderen vorzuschreiben, wie die Welt auszusehen hätte. Ich bitte nur darum, mich im Gegenzug auch nicht in meinem Leben überflüssig zu belästigen, ganz gemäß Roland Baader, der sagte: das einzige Menschenrecht besteht darin, in Ruhe gelassen zu werden.

Das fällt aber den ideologisierten Weltenbeglückern weitaus schwerer, als venezianischen Reaktionären. Ergo betreibe ich im besten Sinne „Reaktion“ – und lasse sie auch nicht in Ruhe.

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