Fritz Goergen zerreißt FAS

24. Januar 2016
Kategorie: FAZ-Kritik | Gut gebrüllt Löwe | Italianità und Deutschtum | Medien | Tichys Einblick

Fritz Goergen ist eigentlich einer der Gründe, warum ich Tichys Einblick so sehr schätze, und diese Seite die FAZ bei mir längst beerbt hat. Goergen ist liberal bis ins Mark und war bis zu seinem Austritt aus der FPD Strategieberater dieser Partei und mitverantwortlich für den starken Zuwachs liberaler Stimmen im Wahlkampf 2000. Nicht nur hat Goergen in seinem Buch „Skandal FDP“ so alle Fehler aufgezeichnet, welche diese Partei – und man möchte hinzufügen: alle Altparteien der Bundesrepublik – begangen haben und begehen, sondern behält auch bis heute in seinen Artikeln eine Gradlinigkeit bei, die auch Nicht-Liberale für sich gewinnt.

Und wenn irgendwer das Geschehen bei FAZ/FAS wohl besser treffen könnte, dann dieser Einschub am Schluss seiner Sonntagszeitbetrachtungen, die heute nur der „Welt am Sonntag“, und nicht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gilt. Aber lassen wir den gebürtigen Österreicher selbst zu Wort kommen:

Heute nur kurz besprochen: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
Das Blatt kommt weder vom Träger noch ist es in der Innenstadt verfügbar. Manche Probleme mit belanglosem Papier scheinen sich von selbst zu lösen. Und das Blatt ist tatsächlich gesichtslos. Vergangene Woche präsentierte es sich als Korrektur-Entwurf zum Mutterblatt. Auch davon ist nichts mehr zu spüren – nichts von Belang. Man blättert ratlos. Eine hübsche Geschichte über den Davos-Mann, also den Stammbesucher. Nun gut. Ein Aufmacher über die Möglichkeit, sich eine funktionsfähige Kalaschnikov aus einem Deko-Stück zu basteln: Ist das überraschend in einem Land, in dem die Abwesenheit von Grenzkontrollen zum Staatsethos gehört? Im übrigen ist die Stimmung gerade ganz anders – angesichts der Überforderung der Polizei bewaffnen sich die Menschen mit Pfeffersprays – dieses leise Rinnsal der Aufrüstung als Reflex auf den Verfall des staatlichen Gewaltmonopols zu beschreiben wäre spannender als das Ganovenstück. Einzig lesenswert: Eine Analyse über deMaizières wohl überzogene Kritik an der Polizei in Köln: Die von ihm geäußerte Kritik “So kann Polizei nicht arbeiten” fällt auf ihn zurück. Das ist ein sauberes Stück Journalismus. Sonst Leere.

Ein Medienkritiker, der seinen Saunaspitznamen zum Markenzeichen machen will, stammelt holprig eine komplette Spalte über Menderes, eine Figur aus dem RTL-Kosmos. Aha. Medienkritik über das Dschungelcamp? Wie witzig. Nach 10 Jahren mag man es, oder eben nicht. Aber was garantiert Out ist: Diese zwanghafte Masche, sich über Massengeschmack lustig machen zu wollen; diese peinliche Form der Selbsterhöhung, die nur eines offenbart: Die Unfähigkeit, sich auf die Wahrheitssuche zu begeben. Es ist ein urdeutsche Methode, sich zum Blockwart aufzuschwingen, vorzuschreiben und abzuwerten. Darin offenbart sich wie in der Nussschale das Drama der Sonntagszeitung und ihrer sinkenden Auflage: Ein paar Pseudos schreiben über ihre Pseudoerkenntnisse mit Pseudowitzchen. Schade. Die Zeitung war mal ein begehrtes Leseobjekt. Jetzt kommt sie sogar zu spät, um noch Kartoffelschalen darin zu entsorgen.

Goergen ist zudem promovierter Historiker und am selben Tag wie meine Wenigkeit geboren (wenn auch in einem anderen Jahr). Es gab also schon zuvor genug Gründe, diesem Mann mit Sympathie zu begegnen.

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