4. Adventssonntag; Evangelium nach Lukas 1,39-45.
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.
Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.
Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt
und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Der Heilige Johannes Chrysostomus schreibt dazu:
„Das Kind hüpfte vor Freude in meinem Leib“
Welch neues und wunderbares Geheimnis! Johannes ist noch nicht geboren und schon spricht er durch sein Jauchzen. Er ist noch nicht erschienen und läßt schon aufhorchen. Er kann noch nicht schreien und läßt sich schon durch seine Taten vernehmen. Er hat sein irdisches Leben noch nicht begonnen und predigt schon Gott. Er sieht noch nicht das Licht und zeigt schon auf die Sonne. Er wurde noch nicht zur Welt gebracht und hat schon Eile, sich als Vorläufer zu zeigen. Der Herr ist da, deshalb kann er sich nicht zurückhalten, er erträgt es nicht, die durch die Natur gesetzten Grenzen auszuhalten, sondern bemüht sich, das Gefängnis des Mutterschoßes zu zerbrechen und er versucht, schon im voraus das Kommen des Erlösers zu verkünden. „Er ist gekommen, so sagt er, der die Fesseln zerbricht. Und ich liege noch in Fesseln, bin noch gehalten, hier zu verharren? Das Wort kommt, um alles neu zu machen und ich soll noch gefangenbleiben? Ich werde ausbrechen, werde vor ihm herlaufen und allen verkünden: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29).
Doch sag‘ uns, Johannes, der du noch zurückgehalten wirst in der Verborgenheit von deiner Mutter Schoß, wie siehst du und wie hörst du? Wie betrachtest du die göttlichen Dinge? Wie kannst du vor Freude hüpfen und jauchzen? „Groß ist“, so sagt er, „das Geheimnis, das sich erfüllt; es ist ein Akt, der menschliches Verstehen übersteigt. Ganz zu Recht mache ich Neues in der natürlichen Ordnung einzig seinetwegen, der Neues machen wird in der übernatürlichen Ordnung. Ich sehe schon vor meiner Geburt, denn ich sehe in der Schwangerschaft ,die Sonne der Gerechtigkeit‘ (Mal 3,20). Ich erfahre durch das Hören, denn indem ich zur Welt kam, bin ich die Stimme geworden, die dem großen Wort vorangeht. Ich rufe, denn ich betrachte den einzigen Sohn des Vaters, bekleidet mit seinem Fleisch. Ich juble, denn ich sehe den Schöpfer des Weltalls die menschliche Gestalt annehmen. Ich hüpfe vor Freude, denn ich denke daran, dass der Erlöser der Welt einen Leib annahm. Ich bin der Vorläufer seines Kommens und ich geben Zeugnis von ihm, bevor ihr es tut.“