Beethoven und der Kritiker

20. Oktober 2015
Kategorie: Beethoven | Die Euganeischen Anekdoten | Medien | Musik

Ludwig van Beethoven sammelte gerne die Rezensionen, welche die Kritiker in der Zeitung über seine Werke verfassten. Er bewahrte sie dann in einer großen Schublade seines Kompositionszimmers auf, und jedes Mal, wenn eine neue Zeitung kam, ließ er es sich nicht nehmen, diese zu lesen und manchmal auch mit der Feder zu kommentieren.

Der Komponist fühle sich dabei nur sehr selten verstanden, und natürlich machten es ihm die Kritiker nie recht. Nur selten notierte er ein „gut!“ oder „schön geschrieben“. Sehr oft dagegen fanden sich Vermerke wie „Nichts verstanden“ oder „Schmierfeder!“.

Nun hatte Beethoven erst vor kurzem seine 5. und 6. Sinfonie in Wien aufgeführt, zusammen mit einem Klavierkonzert und der berühmten Chorphantasie. Natürlich war Beethoven wieder einmal neugierig über die Einschätzung der Presse. Die Aufführung hatte im Winter stattgefunden, in einem unbeheizten Saal, das Orchester war kaum eingearbeitet gewesen und Beethoven selbst äußerst unzufrieden mit der Aufführung.

So überging er die lausige Aufführungspraxis seiner Werke, und konnte das auf die Musiker zurückführen. Was Beethoven aber nicht leiden konnte, war, wenn seine Idee der Musik in Frage gestellt wurde. Besonders empfindlich reagierte er bei der Bewertung seiner 6. Sinfonie, der „Pastoralen“, die das Landleben und die Natur abbildete. Der Kritiker bemängelte die Tonsprache und die uninspirierte Musik, die ja nur Vogelstimmen imitierte und kaum an die Größe anderer Werke herankäme, die schon zuvor geschrieben worden seien. Alles in allem eine misslungene Sinfonie.

Beethoven aber beließ es diesmal nicht bei einem „Unfug!“ oder „schlecht“, sondern kratzte mit Wut über das Zeitungspapier und verfasste einen ganzen Kommentar:

»Selbst was ich scheiße, ist besser, als was du je gedacht!«

Danach schloss er genügsam die Zeitung und legte sie zu den anderen, wohl wissend, dass nicht einmal der Name des Kritikers überleben würde – seiner Sinfonie aber noch in Jahrhunderten die Menschen lauschten.

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