Als die Jesuiten die Titanic versenkten

9. Juni 2020
Kategorie: Die Tagespost | Freiheit | Historisches | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Ironie | Linkverweis | Medien | Philosophisches | Tichys Einblick

Chemtrails sind von gestern. Die neue Avantgarde um Fernsehkoch Attila Hildmann wird nach eigenen Angaben von Tempelrittern überwacht. Der Popsänger Xavier Naidoo bestreitet die Globusgestalt der Erde, Aliens seien in Wirklichkeit Dämonen – und der Weltraum eine Lüge. Der ehemalige Focus-Journalist Oliver Janich proklamierte Anfang Mai, dass am 14.5. die Diktatur in Deutschland beschlossen werde und prophezeite, dass eine Pflichtimpfung und Mikrochip-Implantierung folgen werde, die er als „Biowaffen-Angriff“ bezeichnete. Daneben sprießen auf YouTube die Kanäle von kleinen und großen Welterklärern wie Pilze aus dem Boden, mit zehntausenden Abonnenten und sechsstelligen Zuschauerzahlen.

Einer davon ist Hans-Joachim Müller, der täglich referiert, dass Putin und Trump die Wiederherstellung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1914 beschlossen hätten, doch Kräfte wie das „Komitee“, die UN, die Queen, sowie der Vatikan erhielten die BRD GmbH am Leben. Neben dieser Crême de la Crême der Verschwörungstheorien wirkt das von Kardinal Gerhard Müller unterzeichnete Viganò-Papier geradezu harmlos.

Inflationär taucht die Verschwörungstheorie auch in den Medien auf. Die Grenze zwischen echter Verschwörungstheorie und vermeintlicher Verschwörungstheorie zerfließt dort, wo die massenmediale Deutungshoheit in Gefahr gerät. Ende Januar war die Corona-Gefahr eine von rechten Gruppen verbreitete Hysterie und damit „Verschwörungstheorie“ zur Destabilisierung der öffentlichen Ordnung. Die Unsicherheit der klassischen Medien angesichts ihrer erodierenden Stellung als „Gatekeeper“ im Informationszeitalter trägt dazu bei, vieles als Verschwörungstheorie zu diffamieren, was die eigene Deutung der Geschehnisse konterkarieren könnte. Dabei spielt aber nicht Manipulation, sondern vorrangig Unkenntnis eine Rolle. So gehört zwar die Freimaurerverschwörung zu den Klassikern unter Verschwörungstheoretikern, die in den letzten beiden Jahrzehnten wieder an Bedeutung gewonnen hat. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass jede Skepsis gegenüber der Freimaurerei Anzeichen einer Verschwörungstheorie ist.

So wurde Kardinal Müller vorgeworfen, tief im Verschwörungssumpf zu stecken, weil er sich negativ über die Freimaurerei äußerte – ohne die Erfahrungskultur in der katholischen Kirche hinsichtlich der Freimaurerei zu beachten. Insgesamt sieben Mal hat Leo XIII. über den verderblichen Einfluss der Freimaurer geurteilt.

In „Inimica vis“ nennt der Pontifex sogar das Wort „coniurata“, wenn er feststellt, dass die freimaurerische Sekte mit ihrer„giftigen Infektion“ ganze Gemeinschaften durchdrungen habe und in allen Institutionen Italiens Fuß fassen wolle, „in ihrer Verschwörung, das italienische Volk gewaltsam seines katholischen Glaubens zu berauben“. Ist Leo XIII. demnach der Papst der Verschwörungstheoretiker? Es hieße, die Geschichte umschreiben zu wollen, redete man die Rolle der italienischen Freimaurerei im Risorgimento klein.

Der ganze Artikel bei der Tagespost

Mittlerweile ist der Artikel auch bei Tichys Einblick zugänglich.

Teilen

«
»