Ein Nationaldenkmal für Nationalisten: nichts weniger wollte der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon. Die Kartause von Trisulti hat Italien 1873 zum „monumento nazionale“ deklariert. Die Geschichte reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück, die heutigen Gebäude entstanden ab dem Hochmittelalter. Genau der richtige Standort für eine Denkfabrik, die sich selbst nichts Geringeres als die Rettung des Abendlandes auf die Fahne schreibt. Wo einst Kartäuser und Zisterzienser in der Abgeschiedenheit Gott schauten, träumt Benjamin Harnwell, der Direktor des „Dignitatis Humanae Institute“ (DHI), von einer Ausbildungsstätte rechter Denker. Die sollten in den Schaltstellen der Macht das Ruder übernehmen. Das Institut, das in Trisulti einziehen sollte, werde „halb mittelalterlicher Campus, halb Gladiatorenschule“ sein, so der Brite vor zwei Jahren.
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Mit der „Verteidigung der jüdisch-christlichen Fundamente der westlichen Zivilisation im Lichte der Erkenntnis des Menschen als Bild und Ebenbild Gottes“ – so der Untertitel des DHI – konnte sich aber nicht jeder anfreunden. Inwiefern die Spannungen innerhalb der damaligen „populistischen“ Regierungskoalition aus Fünf Sternen und Matteo Salvinis Lega Auswirkungen auf den Streit um die Kartause hatte, ist nicht abschließend geklärt.
Auffällig ist jedoch, dass mit dem Ende der EU-Wahl und dem Beginn des offenen Misstrauens zwischen den Koalitionspartnern auch der Streit um den Status des Klosters begann. Im Juni 2019 erklärte das Kultusministerium den Pachtvertrag plötzlich für ungültig: das Institut hätte die Ausschreibung unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gewonnen. Minister Alberto Bonisoli von den Fünf Sternen bekräftigte, dass ihm das DHI ein gefälschtes Finanzgutachten vorgelegt habe.
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Harnwells Pechsträhne endet am 27. Mai. Ein Jahr nach Streitbeginn gibt ihm das Gericht recht: das Kultusministerium habe die Sachverhalte neuinterpretiert, auf deren Grundlage es die Nutzung gestattet hatte. Der Meinungsumschwung erscheine daher „politisch motiviert“.